
wußtet ihr, dass der 70er-jahre-hit „theo, wir fahr’n nach lodz“ von heulboje vicky leandros eigentlich von dem wiener fritz löhner-beda stammt?
fritz löhner (*24. juni 1883 als bedřich löwy, kosename und pseudonym: beda) war promovierter jurist, passionierter fußballspieler und begnadeter textdichter. vielleicht nicht ihn, aber seine libretti und schlagertexte (u.a. für franz lehar und die comedian harmonists) kennt bis heute fast jeder: land des lächelns, blume von hawaii, ball im savoy, in der bar zum krokodil, ausgerechnet bananen, ich hab’ mein herz in heidelberg verloren, oh donna clara, wo sind deine haare august, was machst du mit dem knie lieber hans, freunde, das leben ist lebenswert…
1938, einen tag nach dem „anschluss“ wurde beda in wien verhaftet. dann dachau, buchenwald, auschwitz. sicher haben viele schon mal sein „buchenwaldlied“ (musik hermann leopoldi) gehört. die häftlinge mussten es täglich beim appell singen: „oh buchenwald, ich kann dich nicht vergessen, weil du mein schicksal bist. wer dich verließ, der kann es erst ermessen, wie wundervoll die freiheit ist! oh buchenwald, wir jammern nicht und klagen… wir wollen trotzdem ja zum leben sagen, denn einmal kommt der tag: dann sind wir frei!“
beda wurde am 4. dezember 1942 in der buna-fabrik der i.g. farben in auschwitz tot geschlagen. seine frau helene, ihr hatte er den kassenschlager „dein ist mein ganz herz“ gewidmet, und die töchter liselotte (14) und evamaria (13) waren schon drei monate vorher in maly trostinez bei minsk vergast worden.
ps. zu „theo, wir fahren nach lodz“: das lied entstand in der zeit, als sich łódź zum industriezentrum entwickelte und leute wie meine urgroßeltern deswegen vom land hierher zogen und auch eine jüdische liedvariante mitbrachten: „itzik, komm mit nach lodz“ (wo sie das „gelobte land“ vermuteten – man erinnere sich an den film von andrzej wajda). verbreitung über lodz hinaus fand es aber tatsächlich erst, als beda und artur werau 1915 das patriotische couplet „rosa, wir fahr’n nach lodz“ daraus machten – wobei rosa kein weibsbild war, sondern der 30,5-cm-mörser der firma skoda für die österreich-ungarische armee, das pendant zur „dicken bertha“ von krupp.
