



peter lorre *26.6.1904 – “all anyone needs to imitate me is two soft-boiled eggs and a bedroom voice.”
aber so war es nicht. niemand anderes konnte peter lorre sein. und der konnte alles spielen und alles sein: komisch, listig, uralt, kindlich, hämisch, schleimig, traurig, abwesend, dämonisch, entrückt, intensiv, gestört, beängstigend, bemitleidenswert…
lászló löwenstein wurde in rosenberg (österreich-ungarn) als erstes der vier kinder von alajos löwenstein und elvira freischberger geboren. die mutter starb, als lászló vier war, und der vater, ein buchhalter und leutnant der k.&k.-armee, zog mit den kindern nach wien. der junge begann auf drängen des vaters eine banklehre, schloss sie aber nicht ab, und verkrachte sich mit seiner familie. dafür lernte er mit 18 jacob levy moreno kennen, der sein mentor wurde und ihn an die schauspielkunst und das psychodrama heranführte. er übernahm kleinere rollen in morenos „stegreiftheater“ und hing ansonsten mit franz werfel und billy wilder im café herrenhof ab. in dieser zeit bekam er auch den namen, unter dem er bekannt werden sollte: peter, weil er moreno an struwelpeter erinnerte, „lorre“ als anagramm von „rolle“. es folgten kleine engagements in breslau, wien, hamburg und zürich und 1928 endlich in berlin – u.a. in brechts inszenierung der „pioniere in ingolstadt“ an der volksbühne, in „mann ist mann“ und „happy end“, in „dantons tod“ und „frühlings erwachen“ und 1929 zum ersten mal im film.
1931 endlich der film, der ihn berühmt machte, aber irgendwie auch anfang und ende seiner filmkarriere war. fritz lang besetzte ihn in „M – eine stadt sucht einen mörder“ als den triebtäter und kindermörder hans beckert, den lorre so subtil und überzeugend spielte, dass man sich von berlin bis new york gruselte. die rolle des totmachers und monsters allerdings wurde lorre nie wieder los.
als er deutschland am 4. märz 1933 verließ, hatte er in zwei jahren acht spielfilme gedreht (u.a. als rauschgiftdealer in „die weiße Macht“ oder neben hans albers in „f.p 1 antwortet nicht“) und soll auf ein jobangebot von goebbels geantwortet haben: „für zwei mörder wie hitler und mich ist in deutschland kein platz“. auf dem weg in die emigration und anfangs in den usa bekam er kaum angebote. er konnte kein wort englisch. als er es gelernt hatte, wurde der charakterdarsteller lorre auf ein eng begrenztes typenspektrum festgelegt: abgefeimte terroristen (hitchcocks „der mann, der zu viel wußte“), irre („mad love“), verbrecher (als raskolnikow in sternbergs „schuld und sühne“), gewissenlose satyre („secret agent“), unglückliche kriminelle („the face behind the mask“), schlitzäugige fremde (die „mister-moto“-reihe). einige filme sind trotzdem oder deswegen klassiker geworden wie „arsen und spitzenhäubchen“ (lorre als wahnsinniger dr. einstein), „der malteser falke“ (lorre als schwuler mr. cairo) oder „casablanca“ (lorre als unglücklicher flüchtling ugarte).
peter lorre hatte kein besonders glückliches händchen, er war dreimal verheiratet, ging mit seiner produktionsfirma pleite, bekam dank der hexenjagd mccarthys auf vermeintliche kommunisten ende der 1940er jahre kaum noch jobs. sein freund brecht, zurück in deutschland, bot ihm die rolle des „macbeth“ an und wollte ihn hier für ein neues theater gewinnen – „an den schauspieler p. l. im exil“: „höre, wir rufen dich zurück. verjagter / jetzt sollst du wiederkommen. (…) und nichts anderes mehr / können wir dir bieten, als dass du gebraucht wirst“.
aber lorre wollte nicht. ihn schmerzte dieses deutschland, die nazis hatten szenen aus „M“ mit ihm in ihre hetzfilme, u.a. in „der ewige jude“ montiert, um den „typus jude“ zu demonstrieren. er kam nur, weil er pleite war, versuchte, sich in einer klinik von seiner morphiumsucht heilen zu lassen, und drehte einen eigenen film „der verlorene“ (1951), eine schuld-sühne-geschichte aus der ns-zeit, die in deutschland keiner sehen wollte und die in den usa keinen verleiher fand. auch in seinen letzten jahren in hollywood (er starb 1964) konnte er seine überragenden talente kaum zeigen, er bekam nur rollen in b-movies, in denen er sich karikaturistisch selbst zu zitieren hatte, als böse, pervers, tyrannisch oder monströs, mit ausnahme vielleicht in roger cormans horrorkomödien wie „tales of terror“ und „the raven“ an der seite von vincent price und boris karloff. aber immerhin kann niemand lorre diesen rekord nehmen: in „casino royale“ von 1954 spielt er den allerersten bond-bösewicht. und ich liebe ihn.
