


8. juni 1972. während die us-airforce weiter massive angriffe auf städte und stellungen im norden fliegt, ist in südvietnam der abzug der us-truppen schon in vollem gange. für die verbliebenen fotoreporter und kameraleute sind hier kaum noch spektakuläre bilder zu holen. seit der osteroffensive des vietkong lichten sie jedes noch so kleine gefecht zwischen nord- und südeinheiten ab, um ihre bildagenturen zufriedenzustellen.
als in der saigoner filiale der associated press die nachricht über den ticker kommt, dass sich 25 km nordöstlich von saigon nordvietnamesische soldaten verschanzt haben und die wichtigste verbindungsstraße zwischen saigon und hanoi kontrollieren, wird auch der 21-jährige fotoreporter huynh cong (nick) út losgeschickt. er macht sich in schusssicherer weste und stahlhelm am frühen morgen mit seiner leica und einem chauffeur auf den weg nach trang bang. in der nähe halten nordvietnamesische truppen einen abschnitt der nationalstraße 1 besetzt; das dorf selbst ist von der südvietnamesischen armee umstellt. nick út und die anderen korrespondenten und bildreporter warten in einigem abstand vom dorf auf die dinge, die da kommen mögen – david burnett von time magazine, peter arnett von ap, fox butterfield von new york times, le phuc dinh von nbc, christopher wain von itn, ein bbc-team und dutzende andere…
gegen mittag fordert der kommandeur der südvietnamesischen truppen die unterstützung seiner luftwaffe an. die kommt und wirft gegen 13 Uhr fünf napalmbomben-kanister am rande des dorfes und auf der straße ab.
nachdem die flugzeuge abgedreht sind und der rauch sich verzogen hat, sehen die journalisten verängstigte dorfbewohner und einige von dem angriff überraschte südvietnamesische soldaten auf sich zurennen: unter anderem die neunjährige phan thi kim phúc, die sich ihre brennende kleidung vom leib gerissen hat, ihre büder phan thanh tam und phan thanh phuoc, ihr cousin ho van bo, die cousine and ho thi ting und ihre großmutter mit dem sterbenden enkelsohn danh auf dem arm…
die fotografen wissen, dass sie die bilder des tages vor sich haben und schießen ein foto nach dem anderen, bis ihr material alle ist.
aus den vielen bildern napalmzerfressener menschen wählen die redakteure dieses eine foto aus, sie wissen, dass leidende und nackte körper am stärksten triggern. es erscheint am nächsten tag auf der titelseite der new york times zu einem bericht von fox butterfield. das rechte drittel des originalbildes (hier 2.bild) fehlt. es hätte kein sonderlich günstiges bild auf die anwesenden mendienvertreter geworfen. es zeigt weitere fotografen in militärischer uniform am straßenrand, von denen einer anscheinend ungerührt gerade den film in seiner kamera wechselt – und dass niemand den vor angst und schmerzen schreienden kindern hilft, auch nicht die fotografen, auf die sie direkt zurennen und nicht die, die auf der langen straße hinter ihnen herlaufen (3.bild).
erst als alle bilder im kasten sind, nichts mehr aus der situation zu holen ist, kümmert man sich um die kinder. nick út bringt das mädchen und weitere verletzte ins barsky hospital nach saigon. die ärzte haben kaum hoffnung, dass sie überlebt. sie hat verbrennungen dritten grades auf einem drittel ihrer körperoberfläche. nach 17 operationen und hauttransplantationen ist kim phúc fast zwei jahren später soweit hergestellt, dass sie nach hause zurückkehren kann. sich vollständig wieder bewegen kann sie aber erst nach einer weiteren großen operation, die 1982 in deutschland durchgeführt wird. heute lebt phan thi kim phúc mit ihrem mann und zwei söhnen in kanada.
