16:0


1. juli 1912: deutschland gewinnt 16:0 gegen russland – nie hat eine deutsche fußballnationalmannschaft höher gewonnen, nie eine russische höher verloren.
es ist die trostrunde bei den olympischen spielen in stockholm. am abend zuvor war bei einem bankett aller mannschaften heftig gesoffen worden. doch ein deutscher scheint nicht mitgepichelt zu haben: der mittelstürmer gottfried fuchs, der zusammen mit seinem teampartner julius hirsch schon 1910 dem karlsruher fv zum deutschen meistertitel verholfen hatte, ballert dem gegner an diesem wolkigen kalten montag im råsundastadion (hirsch war ersatzspieler) allein zehn mal den ball ins tor – auch das bis heute deutscher rekord.
in dieser zeit sind die juden fuchs und hirsch umjubelte ikonen. später werden sie für deutschland in den ersten weltkrieg ziehen, beide verwundet und hochdekoriert, dann werden die nazis ihre namen aus allen fussball-analen tilgen und hirsch in auschwitz ermorden, während fuchs nach kanada fliehen kann…
1972, das münchner olympiastadion soll mit einem spiel gegen die sowjetunion eingeweiht werden, bittet sepp herberger den dfb darum, sein jugendidol fuchs als ehrengast aus montreal einfliegen zu lassen, für herberger ein „versuch der wiedergutmachung willfahrenen unrechtes“. das präsidium antwortet: es habe „keine neigung, im sinne ihres vorschlages zu verfahren“, denn es würde „ein präzedenzfall geschaffen, der auch für die zukunft noch erhebliche belastungen mit sich bringen könnte“. fuchs bekommt nicht mehr mit, dass er immer noch eine belastung für die deutschen ist. er stirbt vier wochen vor dem spiel.

foto: die deutsche mannschaft am spieltag, fuchs ist der dritte von links

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