











ein paar insel-bücherei-bändchen stehen wohl in fast jedem deutschen haushalt. Am 2. juli 1912 erschienen die ersten zwölf titel. dass es den insel verlag und die buchreihe (aktuell bei nr. 1484) heute noch gibt, liegt u.a. an einem durchdachten verlegerischen konzept, das auch schon 1912 bestand und mehr oder weniger über hundert jahre durchgehalten wurde. der leipziger verleger anton kippenberg, der seit 1908 schon sog. „2-mark-bücher“ vertrieb, und sein miterfinder, kein geringer als stefan zweig, wollten eine reihe mit klassischen und zeitgenössischen autoren schaffen, die für jede/n erschwinglich und zugleich ästhetisch anspruchsvoll war. das programm „soll den namen insel-bücherei führen und freundlich ausgestattete bändchen umfassen, die jedes 50 pfennig kosten (…) kleinere werke – novellen, gedichtgruppen, essays (…), die zu unrecht in vergessenheit geraten sind oder denen wir eine besondere aktuelle wirkung zu geben beabsichtigen, und gelegentlich auch illustrierte bücher“.
der erste band, nr. 1 der reihe, war rainer maria rilkes „cornet“. kippenberg hatte die rechte von einem anderen verleger erworben, der selbst keinen erfolg mit dem verkauf des buches gehabt hatte. die startauflage in der insel-bücherei betrug 10000 exemplare, die binnen kurzem verkauft waren und sofort nachgedruckt wurden (bis heute hat der verlag den „cornet“ in mehr als 55 auflagen über 1,2 millionen mal verkauft). auch die anderen elf ersten bändchen gingen weg wie warme semmeln, so dass man 1913 bereits bei nummer 92 der reihe angekommen war und ein jahr später die gesamtauflage der bis dahin erschienenen titel die 1-million-marke überschritt.
das äußere erscheinungsbild der reihe unterschied sich von anfang an deutlich von den üblichen buchreihen für den massenvertrieb (wie den schmucklosen einfarbigen reclam-heften zb). die titel punkteten optisch durch farbige musterpapiere und aufgeklebte titelschilder. für die ersten einbände wurden alte italienische muster von giuseppe rizzi aus varese als vorlagen verwendet, die in unterschiedlichen farbkombinationen jeweils für mehrere titel benutzt wurden. mit dem anwachsen der reihe wurde das sortiment um neue muster ergänzt, die später auch titelspezifisch, zum thema des jeweiligen bandes passend, gestaltet wurden, so wie es bei der insel-bücherei noch bis heute üblich ist. (meine ex-buchbinder-ehre hat mich natürlich nicht ruhen lassen, bis ich wenigstens abbildungen der zwölf ersten bändchen zusammen hatte:)
