Die vergessene Frauen-Olympiade

am 11. august 1934 eröffneten die letzten frauen-weltspiele. die ersten 1922 in paris hatten noch frauen-olympiade geheißen, die folgenden (1926 göteborg, 1930 prag und 1934 london) wurden nach protesten des IOC dann in „women’s world games“ umgenannt. an diesen letzten spielen nahmen 200 athletinnen aus 19 nationen teil (das deutsche reich, polen und england nahmen in der endwertung die ersten plätze ein)…
frauen durften zum beginn der olympischen bewegung nur wenige wettkämpfe mitmachen: 1900 golf und tennis, 1904 bogenschießen, 1908 tennis, bogenschießen und eislauf und 1912 kam noch schwimmen dazu (wobei frauen anders als männer im wasser schwere blusen und bloomer tragen mussten). doch pierre de coubertin war auch später weiter der ansicht, eine olympiade mit frauen wäre „unpraktisch, uninteressant, unästhetisch und unangemessen“ (und der oberste olympische offizielle der usa, avery brundage gab sogar noch 1932 zu protokoll: „wissen Sie, die alten griechen haben frauen von ihren sportspielen ferngehalten. sie hätten sie nicht einmal an die seitenlinie gelassen. was soll ich sagen, sie hatten recht“).
frustriert über ihren ausschluss, gründeten aktivistinnen, allen voran die französin alice milliat, 1921 die internationale frauen-sport-föderation FSFI (deren mitgliederzahl sich bis 1934 von fünf auf 30 länder erhöhte). sie versuchten das IOC von ihrer teilnahme zu überzeugen, stießen aber auf granit. also organisierten sie ihre eigenen spiele. und siehe da, keine einzige gebärmutter begann zu „wandern“ und keine frau brach zusammen (wie von den herren prognostiziert), dafür liebte das publikum die athletinnen. schon bei der ersten olympiade 1922 kamen an einem einzigen wettkamptag über 20000 zuschauer und nahmen 77 sportlerinnen aus 5 ländern teil, die 18 bestehende weltrekorde brachen…
der unermüdliche druck auf das IOC und der zuspruch für deren konkurrenz zahlten sich aus. 1928 erlaubte das IOC frauen immerhin an fünf (von elf) olympischen leichtathletikwettbewerben teilzunehmen; afroameriakanerinnen waren im übrigen von offiziellen olympischen wettbewerben ganz ausgeschlossen (als erste durften louise stokes und tidye 1936 in der 400-meter-staffel mitlaufen). und nach den spielen 1934 wurden ein kompromiss getroffen: das IOC sagte zu, frauen zu (fast) allen olympischen sportarten zuzulassen und die rekorde anzuerkennen, die während der frauen-weltspiele aufgestellt worden waren. im gegenzug verzichteten die frauen auf weitere eigene spiele und lösten 1936 die FSFI auf. bis eine frau in entscheidungspositionen beim IOC gelangte, dauerte es aber noch bis 1981.

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