erinnern an edith tudor-hart. sie wurde am 28.8.1908 als edith suschitzky in einer assimilierten jüdischen familie in wien geboren, wo ihr vater in der favoritenstraße eine arbeiterbuchhandlung betreibt. sie macht eine ausbildung als kindergärtnerin, bekommt von ihrer ersten liebe, dem kommunisten ernst deutsch eine rolleiflex geschenkt und beginnt das soziale elend in wien zu fotografieren. 1928 geht sie zum studium ans bauhaus nach dessau, dann nach london, wo sie ihren späteren mann, den arzt alexander tudor-hart kennenlernt, aber wegen der teilnahme an kommunistischen demonstrationen von scotland yard bald wieder ausgewiesen wird. 1931 wird sie korrespondentin der sowjetischen nachrichtenagentur tass in wien (u.a veröffentlicht sie in der arbeiter illustrierten zeitung) und kurierin der kpö. nach deren verbot 1933 wird sie als agentin verhaftet und alexander tudor-hart nach wien geschickt, um sie zu heiraten und so aus dem gefängnis zu holen. das paar geht nach london. sie bekommt einen sohn, tommy, der als schwerer autist sein ganzen leben in der psychiatrie verbringen wird, ihr mann geht in den spanischen bürgerkrieg. ihr vater begeht nach dem verbot der spö 1934 selbstmord in wien, die mutter kann sie nach london holen.
edith fotografiert weiter – kinder, arbeiter, armut, und die bergarbeiter von wales…
sie soll für den kgb spioniert haben, was man ihr aber nie nachweisen konnte. gesichert ist, dass sie den berühmten spionagering „cambridge five“ rekutiert hat und deren köpfe kim filby und anthony blunt, aber auch ihren ex-geliebten, den atomforscher engelbert broda, der einer der hauptinformanten der sowjetunion über die westliche atombombenforschung war.
in den 50er jahren verlangen die sicherheitsbehörden, dass sie ihre arbeit als fotografin aufgibt. sie geht nach brighton und betreibt, immer unter beobachtung des mi5 einen kleinen antiquitätenladen, bis sie 1973 an krebs stirbt. viele ihrer fotos wurden vernichtet oder sie hat sie selbst zerstört. aus den verbliebenen, fast alle mit der 6×6-kamera in augenhöhe mit dem gegenüber aufgenommen, sprechen ihr talent, ihre politische haltung und empathie.
mehr in: peter stephan jungk – ,„die dunkelkammern der edith tudor hart“ (2015) und in seinem film „auf ediths spuren“ (2016)








