„Elende kleine Eisenbahn“

27. august 1892: der erste zug der jaffa-jerusalem-eisenbahn mit passagieren fährt in jerusalem ein. einige bewohner meinten, sie hätten ein werk des teufels vor sich, aber der „jewish chronicle“ schrieb begeistert: „das jahr 5653, das in kürze über uns hereinbricht, wird zeuge einer der großartigsten sehenswürdigkeiten seit vielen jahrhunderten sein. möge sich dies als ungemischter segen erweisen.“ 
die jaffa-jerusalem-eisenbahn war die erste moderne eisenbahnlinie im nahen osten. sie wurde vor allem nötig, weil immer mehr pilgerer ins heilige land reisen wollten. die schienen kamen aus belgien, die kohle aus großbritannien, die züge aus frankreich, die ingenieure aus der schweiz, polen italien und österreich, und die bauarbeiter aus ägypten, sudan, algerien oder waren araber aus der gegend, wo gebaut wurde. die offizielle eröffnung fand einen monat nach dieser jungfernfahrt statt. 
theodor herzl nahm den zug 1898 auf dem weg zu kaiser wilhelm II., war aber wenig begeistert. er nannte sie eine „elende kleine eisenbahn“ und die fahrt wegen der hitze und enge eine „folter“ (kein vergleich mit dem orient-express, in dem er vorher gefahren war). hier gab es keine speisewagen und schlafplätze, nicht mal toiletten, aschenbecher oder trinkwasser (zu allem übel war sein gebuchtes zimmer dann auch noch von türkischen beamten besetzt, als er im hotel ankam). aber als begeisterter anhänger von wissenschaft und technik sagte er in „altneuland“ trotzdem voraus, dass in den 1920er-jahren hochgeschwindigkeits-elektrobahnen durch das ganze land fahren würden. naja, bißchen vorschnell. aber schöne postkarten gab es zur premiere.

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