am 15. august 1961 springt der 19jährige grenzsoldat conrad schumann – im zivilberuf schäfer in der lpg „käthe kollwitz“ – an der bernauer straße über die zwei tage zuvor zwecks „mauerbau“ errichtete grenzsperre vom sowjetischen in den französischen sektor.
die stasi lässt verlautbaren, schumann sei „verschleppt“ worden und opfer eines „menschenraubs“, in der absicht, „den kampfgeist“ der truppe und den „hass gegen das westberliner banditentum“ zu stärken. kurz darauf erlässt sie jedoch haftbefehl gegen das „fahndungsobjekt 101615“ wegen „desertion“. als der medienrummel in west-berlin vorbei ist, geht schumann nach bayern. er heiratet, wird vater und arbeitet bei audi. seinen eigenen vater sieht er erst 16 jahre nach der flucht wieder, als der zum ersten mal in den westen reisen darf. 1987 erlässt die ddr eine generalamnestie – doch die schmach, die schumann ihr mit seiner spektakulären „fahnenflucht“ bereitet hat, ist auch über ein vierteljahrhundert danach nicht vergessen – schumann wird namentlich von der amnestie ausgeschlossen.
die befreiung und das wiedersehen mit familie und freunden kommen für den gebürtigen sachsen erst mit dem mauerfall. doch die angst vor den stasi-schergen, die ihn zeitlebens begleitet hat, verlässt ihn auch da nicht. 1998 erhängt sich conrad schumann mit 56 jahren in seiner bayrischen wahlheimat.
foto: peter leibing

