Heines Hassan und der Geldwechsler

20.8.1823: die tragödie „almansor“ des jungen heinrich heine wird in braunschweig uraufgeführt. warum die vorstellung zu tumulten führte und abgebrochen werden musste, ist nicht gänzlich geklärt. es war nicht mal ein theaterkritiker anwesend, der hätte berichten können. die wahrscheinlichste version stammt von einem, der dabei und mittendrin war: eduard schütz, der darsteller des „almansor“ an jenem abend. ihm zufolge hatte ein zuschauer, ein stallmeister hamel, während der vorstellung seinen nachbarn nach dem autor des stückes gefragt und nach der antwort („der jude heine“) in der annahme, ein gleichnamiger geldwechsler aus braunschweig habe die tragödie geschrieben, angefangen, laut zu pöbeln, zu pfeifen, mit den füßen zu trampeln und das publikum aufzufordern, es ihm gleichzutun. mit erfolg. es soll so laut gewesen sein, dass den schauspielern nichts anderes blieb, als mitten im stück eine schlussszene zu improvisieren und den vorhang fallen zulassen. 

es blieb die einzige inszenierung eines heine-dramas. heine hat sich vom theater abgewandt und im „kollektiven“ gedächtnis ist ohnehin nur ein satz aus „almansor“ hängengeblieben, der meist mit bezug auf die bücherverbrennung 1933 zitiert wird. das stück selbst spielt 441 jahre früher, als sich nach dem fall von granada die lage von muslimen und juden, die zuvor mehr oder weniger geduldet wurden, zugespitzt hatte, christliche fanatiker tausende bücher der islamischen theologie verbrannten und heine seine figur, den mauren hassan, sagen lässt: „das war ein vorspiel nur, dort wo man bücher verbrennt, verbrennt man auch am ende menschen“.

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