12. august 1851: isaac merritt singer erhält das patent auf die erste funktionsfähige nähmaschine.
was gibts über singer zu erzählen. in kurz – er hatte drei obsessionen: theater, technik und frauen, war der inbegriff des amerikanischen traums (für manche auch ein alptraum), ein segen für die näherinnen, einer der reichsten männer der welt und vater von minimum 18 kindern.
in länger: singer wurde 1811 im staat new york geboren und floh als 12jähriger und jüngstes von acht kindern aus seiner familie. er war technisch außerordentlich begabt, schlug sich mit handwerkerischen gelegenheitsjobs durch und landete mit 19 beim theater, das ihn noch mehr interessierte als die mechanik. singer war ein theater-maniak, er nutzte jede gelegenheit, dort zu arbeiten, als ticketabreißer, bühnenarbeiter, requisiteur, bis er endlich selber auf der bühne stand. sein lieblingsautor war shakespaere, seine lieblingsrolle richard III. doch richtig erfolgreich war „merrit“, so sein künstlernamen, nicht. also wandte singer sich, inzwischen familienvater, widerstrebend wieder der mechanik zu (und daneben immer auch den frauen). als erstes konstruierte er eine gesteinsbohrmaschine, ließ sie patentieren, verkaufte das patent für richtig viel geld und kehrte zum theater zurück; zehn jahre später, 1849, das geld war aufgebraucht und die von ihm gegründete theatergesellschaft, die „merritt players“, pleite gegangen, konstruierte er eine „maschine für holz- und metallbearbeitung“, auch diese ließ er patentieren. anschließend versuchte singer sich an einer schnitzmaschine für holz und metall, aber eine dampfkesselexplosion zerstörte die firma und den prototyp…
1850 überredete ihn sein partner und financier g.b. zieber zu einem neuanfang in boston. singer, nun schon 39, nahm dort einen job in der maschinenwerkstatt „orson c. phelps“ an, die auch eine lizenz zur herstellung von nähmaschinen der marke lerow & blodgett hatte und die meiste zeit damit verbrachte, die maschinen ihrer kunden, weil sie nicht richtig funktionierten, zu reparieren… d.h. auch: den erfinder der nähmaschine gibt es nicht. sie hat viele erfinder, und in england, frankreich und den usa gab es auch schon vor singer patente. nur hatten diese maschinen alle das gleiche manko: sie funktionierten nicht. und singer war mechaniker, kein schneider. er entdeckte deren konstruktionsfehler sofort. er änderte in nur elf tagen die funktionsweise komplett (u.a. ließ er das schiffchen sich in einer graden linie statt im kreis bewegen und nahm eine gerade statt einer gebogenen nadel) und hatte nach einem jahr das patent in der tasche. die erste praktikable nähmaschine der welt, „singer’s n° 1“ war geboren.
die massenproduktion von nähmaschinen begann: „i. m. singer & co“ stellte 1856 schon 2564 maschinen her, 1860 waren es bereits 13000 usw. singer hatte seine partner, phelbs und zieber, und die konkurrenz mit ziemlich fragwürdigen mitteln ausgebote („isaac singer ist nicht der mann, der redet, wenn er schießen kann“), expandierte schnell nach europa und ließ als erster ein kleineres modell herstellen – „the turtle back“ –, so dass sich endlich auch privatmenschen eine der maschinen leisten konnten, die zuvor nur in fabriken zum einsatz gekommen waren. da mit dem technischen fortschritt auch die produktionskosten sanken und singer den preis seiner haushaltsmaschinen von 100 auf 10 dollar reduzieren konnte und zudem als erster ratenzahlung anbot, kauften millionen menschen, einschließlich vieler einwanderer auf der lower east side, seine maschinen und verdienten damit nun ihren lebensunterhalt.
der könig der nähmaschinen, mit 1,90 auch körperlich ein riese, war darüber unermesslich reich geworden, er kaufte u.a. ein herrenhaus in der fifth avenue, ein anwesen in england und stritt sich mit seinen diversen ex- und zweitfrauen vor den gerichten herum (sein enkel: „er graste gern auf fremden weiden und hörte auch nicht damit auf, als ihm die zähne ausfielen“). eine schaffte es, ihn der bigamie zu überführen, so dass singer 1862 nach england fliehen musste, wo er schließlich 1875 mit 63 jahren starb (seine 18 kinder hatte er vorher immerhin alle anerkannt und gut versorgt).
ps. über isaac merrit singers herkunft wird viel spekuliert. ich persönlich folge der singer-biographin ruth brandon, die m.e. am genauesten recheriert und die meisten originalquellen zusammengetragen hat. danach kam singers familie väterlicherseits weder aus frankfurt, noch aus korb bei heilbronn, wie häufig zu lesen, sondern aus sachsen. sicher ist, dass sie ihren namen in den usa von reisinger zu singer verkürzt hat, dass isaac singers vater adam männlicherseits jüdische und weiblicherseits protestantische vorfahren hatte, aber selbst keiner der religionen anhing, dass die familie mütterlicherseits seit vielen generationen in den usa lebte, ursprünglich aus england stammte und isaaks mutter ruth benson quäkerin war, die familie aber verließ, als er zehn war. er selbst ging den quellen nach weder zur kirche noch bekannte er sich zu irgendeinem glauben.

