rose (eigentlich marie-jeanne) bertin (*2. juli 1747) stammte aus einfachen verhältnissen und ging mit 16 Jahren nach paris, um bei der hutmacherin, mademoiselle pagelle zu lernen, deren partnerin sie schließlich wurde. 1770 eröffnete sie ihren eigenen modesalon, „au grand mogol“ (zum großmogul), der dank bertins überbordender phantasie beim entwerfen von hüten, kleidern und accessoires aller art schnell bei adligen damen beliebt wurde. eine der hofdamen stellte sie 1792 marie antoinette vor, deren „modeministerin“ und vertraute rose bertin wurde. der enge umgang mit der bürgerlichen bertin verstieß zwar gegen die hofetikette und die preise, die sie für ihre kreationen nahm (jede von ihnen konnte leicht das zwanzigfache dessen kosten, was ein facharbeiter im jahr verdiente), führten in der bevölkerung zu unmut. doch die königin zeigte sich unbeeindruckt und ließ bertin über fast zwei jahrzehnte zweimal wöchentlich ihre neuesten kreationen vorführen und verbrachte stunden mit ihr, um jedes detail an ihnen zu diskutieren.
in der mitte des 18. jahrhunderts hatten die französinnen begonnen, ihr haar mit pads und pomade aufzutürmen. bertin übersteigerte diese mode und kreierte „poufs“ für marie antoinette mit einer höhe von bis zu einem meter. die aufbauten waren so spektakulär, dass sie zu einem markenzeichen der zeit wurden, zusammen mit der dekoration der haare mit thematischen objekten, die aktuelle ereignisse darstellten – vom jüngsten hofklatsch bis zur untreue der ehemänner oder französischen marineschiffen. die berühmteste haube der königin war der „impf“-puff, den sie trug, um ihren erfolg beim überreden des königs zur impfung gegen die pocken zu demonstrieren.
bei den kleidern wiederum sorgten bertins prunkvolle gewänder dafür, dass ihre trägerin mindestens dreimal so viel platz einnahm wie ihr männliches pendant und dementsprechend imposanter und präsenter wirkte (wenn sie sonst schon nichts zu sagen hatte).
bertin kleidete im auftrag marie antoinettes auch puppen als geschenke für ihre schwestern und ihre mutter, die kaiserin maria theresia von österreich, nach der neuesten mode ein. dazu ließ sie spielzeug- bis personengroße puppen aus wachs, holz und porzellan bauen, die bis zum aufkommen von modemagazinen in gebrauch waren.
doch dann kam die revolution. nun wurde auch rose bertin auf flugblättern als „korrupte und korrumpierende herstellerin von luxusgütern“ angeklagt. sie versuchte auch gar nicht erst, auf den „zug aufzuspringen“ und wie andere modist*innen strumpfhalter „à la mirabeau“ oder kopftücher „à la constitution“ zu erfinden. bertin lieferte bis nach der verhaftung der königlichen familie weiterhin kleidungsstücke an marie antoinette, wenn auch bescheidenere als davor. noch das letzte kleid, das die königin 1792 bei ihrer verlegung ins conciergerie-gefängnis trug, wurde von „le grand mogol“ gefertigt. nachdem marie antoinette und etlicher adlige kundinnen bertins hingerichtet worden waren, ging sie
nach london ins exil, und kehrte erst 1795 nach paris zurück. doch die revolution hatte die mode völlig verändert. extravaganz war nicht mehr angesagt und rose bertin lange vergessen, als sie 1813 starb.












