der baptist louis armstrong trug beinahe sein ganzes leben lang einen davidstern, man sieht ihn auch auf den wenigen fotos, die den „king of jazz“ mit offenem hemd oder nacktem oberkörper zeigen…
louis armstrong ist in ausgesprochen ärmlichen verhältnissen im battlefield-district von new orleans aufgewachsen, einer gegend, in der es viele bordellen und musikklubs gab und in der afroamerikaner und einwanderer lebten, die meisten von ihnen chinesen und juden. vater armstrong, arbeiter in einer terpentinfabrik, hatte die familie verlassen, nachdem louis’ schwester beatrice zur welt gekommen war. maryann, seine mutter, schlug sich fortan mit prostitution durch, und gab ihre kinder zur großmutter josephine in obhut. de facto aber trieb sich louis auf den straßen des ghettos herum. er suchte im müll nach essen und verkaufbarem und traf hier eines tages einen namensvetter: louis karnovsky. louis und seine frau toby waren (damals noch als siskind leiba karnowski und ester tile, geborene kaufman) aus vilkija in litauen eingewandert, hatten 1889 in new york geheiratet und inzwischen zehn kinder. louis k. und die zwei großen söhne morris und alek verdienten den lebensunterhalt ihrer großen familie mit dem sammeln, sortieren und weiterverkaufen von müll und lumpen und der lieferung von kohle. louis k. nahm seinen damals 7jährigen namensvetter an diesem tag mit nach hause. louis a. arbeitete fortan für die karnovkys und die entwickelten sich zu einer art ersatzfamilie für ihn und zu seinem unausgeprochenen vormund. louis lernte bei ihnen, wie alle karnovskys morgens um fünf aufzustehen und so hart zu arbeiten wie sie. im team waren die jungen weißen juden und der kleine farbige christ unschlagbar, weil sie mit ihrem schrott das gesamte viertel bedienen und an schwarze und weiße verkaufen konnten. und abends war es louis, der die kohle an die prostituierten in storyville auslieferte (erwachsene männer hätten nicht einfach im rotlichtviertel herumlaufen können, aber der kleine in seinen kurzen hosen konnte die eimer mit der kohle ungehindert bis in die zimmer der frauen bringen und die öfen dort anheizen). wenn er zurückkam, stand bei tillie karnovsky sein essen auf dem tisch und armstrong würde bis zum ende seines lebens von der jüdischen küche schwärmen: „ich habe mich in ihr essen verliebt. ich liebe es bis heute. meine frau lucille hat immer mazze im brotkasten, damit ich jederzeit was zum knabbern habe, wenn ich spät abends hunger bekomme – so lecker, deeelicious!“
vielleicht waren es ähnliche diskriminierungserfahrungen, die beide seiten so stark verbanden, vor allem aber war es die förderung und wertschätzung, die louis hier erhielt.
die „litvaks“ erkannten sein musikalisches talent, finanzierten sein erstes musikinstrument, ein b-flast-kornett, und ermutigten ihn nicht nur zum spielen, sondern auch zum singen. mutter karnofsky sang ihm oft jiddische lieder vor: „als ich elf jahre alt war, wurde mir klar, dass es die jüdische familie war, die mir das singen ins herz legte“. und sie wandten sich auch nicht von ihm ab, als er mit neun und dann noch einmal mit 16 jahren, erst wegen „rowdytums“, das andere mal wegen waffenbesitzes, im knast landete.
die enge bindung mit den karnovskys blieb auch bestehen, als louis armstrong längst ein weltstar war. die karnovsky-söhne besuchten seine konzerte und einmal unterbrach armstrong in chicago eine session, sprang vom podium, als er einen der karnovskys im publikum entdeckte und trank erst einmal ein bier mit ihm, bevor er weiterspielte.
später würde armstrong, auf seinen halsschmuck angesprochen, sagen, er trage ihn aus dankbarkeit und in erinnerung an „seine jüdische familie“ und würde ihn nie abnehmen (bekommen hatte er die goldene halskette mit dem magen david von anderen jüdischen freunden, abe und frances donen, die ihn auf der rückseite mit glückwünschen und auf der vorderseite mit armstrongs spitznamen „pops“ hatten gravieren lassen). louis armstrong hat eine mesusa am türrahmen seines hauses angebracht, sprach jiddisch und verwendete jüdische themen in seiner musik. als er 1965 in moskau auftrat, bat ihn die dortige konzertagentur, mit der begründung, es gebe nur wenige juden in der sowjetunion, die stücke mit jüdisch anmutenden melodien und texten aus seinem repertoire zu streichen. der musiker konterte: und wieviele schwarze gibt es hier? (und behielt die stücke im programm).
auf dem 2. und 3. bild: familie bzw. mama karnovsky






