robert emil weichselbaum wird am 17. september 1913 in schwabing, im katholischen münchen geboren. der vater, ignatz weichselbaum, ist jude und herrenmoden-händler und/oder generalbevollmächtigter eines schallplattenkonzerns (die angaben differieren), die mutter ist evangelisch. roberts eltern lassen sich 1918 scheiden. der vater hat aber immer noch mitzureden. er will, dass sein sohn jura studiert. macht der dann auch. hat aber schon nach zwei semestern die nase voll. er will lieber journalist werden, als fan von kurt landauers fc bayern über fußball schreiben. er versucht sich als freier mitarbeiter beim simplicissimus und beim berliner tageblatt und verdient seine miete als anzeigenvertreter bei mosse.
als sein vater 1936 nach england flieht (andere verwandte väterlicherseits emigrieren nach shanghai und palästina oder werden ermordet wie sein cousin siegbert w.), nimmt er den mädchennamen seiner mutter an: lembke. er heiratet, wird vater. dann lassen ihn die nazis ihn nicht mehr schreiben, weil er sich geweigert habe, eine loyalitätserklärung zu unterschreiben, heißt es. damit endet das thema in allen artikeln über den späteren rateonkel. er sei zur industrie gegangen, um nicht seine seele verkaufen zu müssen, wird er zitiert. wie ein „haldbjude“ danach mal eben „zur industrie gehen“ konnte (lembke war bei i.g. farben sachbearbeiter im auslandsverkauf und bei der entwicklung von leuchtfarben beschäftigt), ist mir noch schleierhaft. bekannt ist nur, dass er 1944 im dorf fürholzen untertaucht, die bauern zwar annehmen, er sei desertiert oder evakuiert, aber dicht halten. am 29. april 1945, als die amerikaner vor fürholzen stehen, geht lembke, so ein augenzeuge, ihnen mit einer weißen fahne entgegen, outet sich als jude, der sich monate hier versteckt habe und versichert ihnen, das dorf sei friedlich.
nach dem krieg ist robert lembke als innenpolitischer ressortchef mit hans habe, erich kästner und stefan heym in münchen am aufbau der neuen zeitung beteiligt, der heutigen süddeutschen, geht dann zum bayerischen rundfunk, wird hörfunk-chef, später chefredakteur. bei der weltmeisterschaft 1954 in bern ist er assistent von herbert zimmermann, ein jahr später beginnt „was bin ich?“, das man von der bbc abgekupfert hatte. das ratespiel, in dem vier promis die berufe ihrer studiogäste über deren ja-nein-antworten erraten sollen, ist so brav wie erfolgreich. lembke steckt in 337 sendungen für falsche antworten des rateteams 5-mark-stücke in die kleinen porzellanschweinchen der kandidaten, bis zu seinem tod 1989. anders als hans rosenthal, der auch als showmaster keine zweifel an seiner herkunft ließ, sprach robert lembke nie darüber. es ist die bild-zeitung, die lembkes millionenpublikum am tag seiner beerdigung mit einem reißerischen artikel davon in kenntnis setzt, dass robert lembke eigentlich gar nicht robert lembke heißt usw. und außerdem habe er seine frau, die ihn durch die nazizeit gebracht hätte, seit 20 jahren mit „irmgard g.“ betrogen. nu. wie es ihm tatsächlich gelungen ist, durch die engen maschen der mordmaschinerie zu schlüpfen, erfahren wir vielleicht, wenn wir das doku-drama „lembke – wer bin ich?“ anschauen, für das die autoren laut ndr und swr jahrelang recherchiert haben.

