Die erste Berliner Synagoge

am 14.9.1714, dem schabbat vor dem jüdischen neujahr 5475, wird in der heidereutergasse die erste berliner synagoge geweiht…
1671 hatte der große kurfürst ein paar jüdische familien, die im jahr zuvor von leopold I. aus wien vertrieben worden waren, nach berlin geholt, nicht weil er ein guter mensch war, sondern weil brandenburg nach dem 30jährigen krieg völlig kaputt war und er sich nun von hugenotten und juden aufbauhilfe versprach. die ansiedelungserlaubnis ließ sich friedrich wilhelm gut bezahlen, außer den steuern wurde für die zunächst neun jüdischen familien in berlin (mit brandenburg 50) eine jährliche schutzgebühr fällig. sie durften sich einen lehrer und einen schächter halten, die synagoge erst siehe oben, als weitere 117 jüdische Familien aus wien gekommen waren. die „große synagoge“ in der heidereutergasse (die da noch straße am spandauer thor und später erst heidereitergasse hieß) durfte die umliegenden häuser nicht überragen, sie wurde um einen meter gegenüber der umgebung eingetieft, war ein rechteckiger saalbau von 29×19 metern mit hoher voutendecke, rundbogenfenstern und einem walmdach, sah also etwa so aus wie anderen einfache kirchenbauten in berlin zu dieser zeit. eingeweiht wurde die synagoge in anwesenheit der königin sophie dorothee und ihres hofstaates. friedrich wilhelm I. hatte im mai desselben jahres das privileg für die damals in berlin lebenden „schutzjuden“ erneuert (unterschieden wurde zwischen „ordentlichen“ und „außerordentlichen“ schutzjuden. „ordentliche“ konnten ihre rechte auf das erste kind vererben, für das zweite mussten sie 70.000 talern zahlen, das durchschnittliche jahreseinkommen lag bei 900 Taler; „außerordentliche“ erhielten schutz nur für ihre eigene person; ab 1769 mussten sie, um eine heirats- oder niederlassungserlaubnis zu bekommen, so genanntes „judenporzellan“ im wert von 300 bis 500 talern abnehmen und exportieren – ausschussware der königlichen porzellanmanufaktur, derer man sich auf diese lukrative weise entledigte.) die synagoge in der heidereutergasse musste aufgrund der zuzüge jedenfalls später ausgebaut werden, was 1854/1855 durch eduard knoblauch geschah, der eine frauenempore einbaute und das gebäude nach osten hin erweiterte. bald reichte sie mit ihren nun 501 plätzen aber trotzdem nicht mehr für alle beter aus, so dass die „neue synagoge“ in der oranienburger straße gebaut wurde und die einstige „große“ zur „alten synagoge“ wurde. sie wurden in der pogromnacht 1938 nicht zerstört, weil sie von allen vier seiten von häusern umgeben war. am 20. november 1942 fand hier der letzte gottesdienst statt. da hatten die nazis das gebäude aber schon längst enteignet und der „deutschen reichspost“ überlassen. es wurde später durch bomben völlig zerstört und die ruine nach dem krieg abgerissen. die reste der fundamentmauern wurden 2000 ausgegraben und stehen seit 2011 unter denkmalschutz.

Veröffentlicht in Orte

Hinterlasse einen Kommentar