Hans (8), tot geprügelt

das ist wahrscheinlich das einzige foto des kleinen hans abraham ochs, der am 30. september 1936 von einer fanatisierten hitlerjugend totgeprügelt wurde.

luise ochs, die für ihren jüdischen mann fritz zum judentum übergetreten und inzwischen witwe war, wohnte mit ihren beiden söhnen – hans war 8 und gerhard 4 – in der trajanstraße 41 in köln. am nachmittag dieses 30. september 1936 ging sie mit ihnen im nahen römerpark spazieren. was dann geschah, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren. aber hans, der keine ahnung hatte, was mit juden oder ariern gemeint war, hat wohl arglos einen älteren jungen angesprochen; er wollte seine zigarettenbildchen mit ihm tauschen. der andere fühlte sich provoziert davon, dass eine „judensau“ es wagte, etwas von ihm zu wollen. er rief seine hitlerjugend-kumpels herbei, die solange auf den hansi einprügelten und -traten, bis er sich nicht mehr rührte. er starb noch am selben abend.

nach dreieinhalb jahren naziherrschaft war die judenhatz offenbar schon so weit gediehen, dass niemand sich wagte, die wahre todesursache öffentlich zu benennen. luise ochs traute sich nicht, das verbrechen an ihrem sohn anzuzeigen, die behandelnde chirurgin in der notaufnahme des israelitischen krankenhauses, dr. trude löwenstein, schrieb „bauchfellentzündung“ auf den totenschein und in der todesanzeige der familie im jüdischen gemeindeblatt war die rede von „kurzer schwerer krankheit“.

die täter wurden nie zur rechenschaft gezogen. luise ochs gab ihren jüngeren sohn gerhard kurz darauf aus angst um ihn zu einer pflegefamilie in die niederlande. sie selbst starb 1981 und wurde auf dem selben jüdischen friedhof in köln begraben wie ihr söhnchen 45 jahre zuvor. bis heute wüßte man nichts von dem verbrechen an dem kind, hätte nicht die journalistin kirsten serup-bilfeld angefangen zu recherchieren, nachdem ihr in den 90ern die inschrift auf dem grabstein aufgefallen war, die irgendwer nach ende des „dritten reiches“ angebracht haben muss: „hans abraham ochs. umgekommen durch eine irregeleitete jugend“.

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