Mit Thomas Cook um die Welt


am 26. september 1872 startete in liverpool die erste organisierte reise um die welt. für die über 46000 kilometer brauchte die gruppe 222 tage, sie fuhr mit dem dampfer über den atlantik, durchquerte den amerikanischen kontinent, reiste weiter nach japan und auf dem landweg über singapur, china, indien, ägypten, türkei, griechenland, italien und frankreich zurück. (jules vernes „reise um die erde in 80 tagen“ erscheint ein jahr später, beruhte aber auf dem amerikaner george francis train, der es drei jahre zuvor in 80 tagen um die welt geschafft hatte, dank des neuen suezkanal und der durchgehenden eisenbahnlinie durch die usa.)
organisator und leiter der gruppenreise jedenfalls war der damals 64-jährige thomas cook, ein englischer baptist und wanderprediger, der heute als erfinder des massen- und pauschaltourismus gilt. selbst wenn er nicht der erste war, wie man inzwischen weiß, der verbilligte ausflüge angeboten hat, war er zweifellos der erfolgreichste, der, der auch voucher, katalog, reisescheck und das baukastensystem, also das buchen aus einer hand, im großen stil eingeführt hat („the times“ nannte ihn in ihrem nachruf 1882 „den julius und den augustus caesar des modernen reisens“).
begonnen hatte alles 1841 mit einer sonderzugfahrt für über 500 leute von leicester nach loughborough, wo gerade ein treffen von abstinenzlervereinen stattfand. weg vom suff, hin zur natur – so die idee des radikalen abstinenzlers cook, der einen zusammenhang zwischen schlechten lebensbedingungen und alkoholsucht sah („das trinken ist der kürzeste weg, um aus manchester herauszukommen.“). die fahrt inklusive schinkenbrot, tee und blaskapelle sollte nur einen schilling kosten. annonciert hatte cook das angebot mit einem großen plakat an seinem schreibwarenladen. und alle wollten mit. genug ansporn jedenfalls, um die idee auszubauen. 
erst waren es tagesausflüge für arbeiter, dann längere komplett durchorganisierte reisen für wenig geld („philanthropie plus fünf prozent“) nach liverpool, zur weltausstellung nach paris, endlich durch ganz europa, zum nil, nach amerika, nun mit kunden aus ganz europa. selbst kaiser wilhelm II. ließ sich für 48130 pfund von thomas cook einen staatsbesuch in palästina organisieren – im preis enthalten: 118 karossen und kutschen, 1500 kamele, pferde und maultiere, 800 treiber sowie 290 küchenmeister und kellner. 
so richtig toll fanden die einheimischen cooks touristengruppen aber nicht: „sie kommen nicht zu zweit oder zu dritt, sondern sie kommen in horden“, beklagte der in italien lebende irische autor charles lever schon in den 1860ern. “sie starren uns an, lachen uns aus und stören unsere gottesdienste; sie missbilligen unsere kleidung, rümpfen die nase über unsere küche und machen sich über unsere sprache lustig. wenn sich an diesem touristischen treiben nichts ändert, dann wird uns nichts geringeres als ein krieg wieder die wertschätzung verschaffen müssen, die wir einst in europa genossen haben.“
und auch schon seit anbeginn lautete eine der häufigsten reklamationen, so thomas cook: „die lärmenden teutonen nahmen alle plätze auf dem oberdeck in besitz, und unsere damen mussten unter deck gehen“:)

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