ein echter berliner: moritz veit, am 12. september 1808 geboren, sohn des berliner farbwarenhändlers philipp veit und seiner frau caroline. als moritz vier jahre alt war, war das berühmte edikt erlassen worden, das juden zu preußischen bürgern machte, sie konnten nun auch deutsche schulen besuchen. angeregt wurde der junge veit aber auch von der damaligen berliner stimmung – berlin war ein zentrum des goethekults und ein tummelplatz der romantik geworden – und von den „donnerstag abenden“, einer art diskutiersalon seines vaters philipp, die nun auch moritz als student der geisteswissenschaften, mithörte.
maximilian, der bruder des dichters heinrich heine, erinnert sich später: „…einen ganz anderen in sich abgeschlossenen kreis (als den rahel varnhagenschen) bot mir das veitsche haus dar, das mit der geschichte des geistigen und kommerziellen berlin in innig interessanter berührung stand. der alte herr philipp veit, dem eine treffliche gattin zur seite stand, chef eines angesehenen handlungshauses, versammelte allwöchentlich am donnerstage einen kreis von männern um sich, die sich für diesen abend die aufgabe gestellt, eine mit humor und witz reich ausgestattete unterhaltung zu führen“.
trotz der relativen liberalisierung kam eine akademische karriere für juden noch nicht in frage. obwohl veit schon 1834 über saint simon und den völkerbund promoviert hatte. aber da seine familie gut situiert war, konnte er sich dem schreiben widmen. veit schrieb sein leben lang gedichte, musste aber erkennen, dass er zum dichter oder dramatiker nicht sonderlich taugte. er ging zum verfassen von zeitschriftenartikeln über, trat der „gesellschaft der freunde“ bei, wurde buchhändler, gab das „berliner musenalmanach“ heraus, das allerdings bald wieder pleite ging, gründete einen verlag (der nach seinem tod im de gruyter verlag aufging) und gab wissenschaftliche arbeiten heraus, aber auch werke von achim und bettina von arnim beispelsweise.
veit junior unterhielt mit seiner frau johanna elkan ebenfalls einen salon für das gelehrte berlin. er wurde vorsitzender des börsenvereins der deutschen buchhändler und setzte sich gegen pressezensur und für glaubensfreiheit ein. veit war über 20 jahre berliner stadtverordneter. und wurde nach der revolution 1848 (neben ihm sieben weitere juden) in die frankfurter nationalversammlung gewählt. und er war fast ein vierteljahrhundert lang in der repräsentanz der berliner jüdischen gemeinde, versuchte gegen die anhaltenden beschränkungen für juden vorzugehen, stritt für das neue lehrerseminar, arbeitet das neue gemeindestatut von 1847 aus, und engagierte sich für den bau der neuen synagoge, die dann aber erst nach seinem tod 1864 eröffnet wurde.
ludwig geiger über moritz veit, dessen briefwechsel mit rabbiner michael sachs er nach beider tod herausgab: „er hatte ein talent zur freundschaft, wen er einmal ins herz geschlossen hatte, den ließ er nicht wieder los. er war kein glänzender schriftsteller, aber ein feingebildeter, an den besten mustern erstarkter stilist; seine denkschriften, besonders seine briefe sind klar, wohlgeordnet, anmuthig. er hatte wenig bedürfnisse und geringen ehrgeiz. seine liebe galt den seinen, den berufs-, glaubens- und stadtgenossen, mit kindlicher genußfähigkeit und bescheidenheit paarte er wohlwollen und uneigenützigkeit. wohlthätigkeit war ihm nicht bloße darreichung einer gabe, sondern förderung des menschen und anstachelung jeden echten talents. er war eine reine, vornehme natur, seinen christlichen freunden erschien er als der „weise nathan“.“
was man über veit findet, ist alles ein bisschen dröge „fleischlos“, aber sein briefwechsel mit sachs sehr spannend zu lesen. wer mag:
https://archive.org/details/michaelsachsund00geiggoog

