„der krieg der welten“ wurde am 30. oktober 1938 schlagartig berühmt und mit ihm der 23-jährige orson welles, sein mercury theater und der drehbuchautor howard koch, die den klassiker von h.g. wells an diesem halloween-abend im stil einer radioreportage bei cbs aufführten – und damit eine massenpanik ausgelöst haben sollen, weil zuhörer meinten, sie wären ohrenzeugen eines angriffs von außerirdischen und das ende der welt stünde bevor. und ja, die zeiten waren schlecht, krieg lag in der luft, „science fiction“ war im kommen, der hörfunk noch jung und das feature geschickt inszeniert. in einem mix aus eilmeldungen, „live“-schalten, musikpausen und augenzeugenberichten wurde nacheinander von einer gasexplosion auf dem mars berichtet, von einem einschlag auf der erde, dem auftauchen von aliens und von todesstrahlen, die menschen in brand setzten, bis hin zu einem fluggerät, das im central park gelandet sein sollte… dass die invasion erfunden war, wurde schnell klar, dass es auch die massenhysterie so nie gegeben hatte, erst jahrzehnte später.
am morgen nach der sendung jedenfalls meldeten die konkurrenten des neuen mediums radio – die tageszeitungen – landesweite panikausbrüche und schilderten dramatische szenen. auch die ns-presse schlachtete das ereignis sofort aus. noch angepisst von der amerikanischen berichterstattung über hitlers einmarsch im sudetenland, schmückten deutsche zeitungen die berichte aus der us-presse genüßlich weiter aus. der „völkische beobachter“ machte sich über den „leichtgläubigen“ ami lustig, der von den medien manipuliert würde, an einer „durch jüdische kreise geschürten angstpsychose“ leide und erst an eine „nazi-invasion“ in den sudeten geglaubt hätte, haha, und nun an eine vom mars.
zwei jahre später legte herbert cantril in den usa eine studie zur „psychologie der panik“ vor, die das szenario erst recht zementierte. sie behauptete, 1,7 mio amerikaner hätten die reportage für echt gehalten und 1,2 mio seien in panik verfallen. was die berichterstattung damals wegließ, war das setting der untersuchung: es waren gerade mal 135 personen befragt worden und auch nur solche, von denen man wußte, dass sie in panik geraten waren. offenbar hatte man deren aussagen einfach hochgerechnet.
de facto hatten an dem abend wohl nur wenige hundert menschen überreagiert. durchaus plausibel. denn orson welles hatte während der sendung mehrfach erwähnt, dass es sich um ein hörspiel handelte und sie auch mit dem hinweis auf halloween beendet; die einschaltquote hatte gerade mal bei 2% (etwa 2,6 mio hörern) und die zahl der besorgten anrufer beim sender und der polizei unter 1000 gelegen und sich zudem auf den großraum new york beschränkt. dennoch: die legende lebte über jahrzehnte munter weiter. aber seit es „social media“ gibt, erleben wir ja jeden tag, wie leicht fake news sich verbreiten und zu „tatsachen“ werden. ein spannendes zeitdokument ist das stück allemal.
hier kann man das original nachhören: https://archive.org/details/WarOfTheWorlds1938RadioBroadcast256kbps

