Brühwürfel-König 

es soll ja bis heute leute geben, die sich ihr essen mit maggi versauen. aber als die würze erfunden wurde, hatte sie ihr gutes…

julius michael johannes maggi (sprich: maddschi), geboren am 9. oktober 1846 als kind italienischer einwanderer in der schweiz, stellte getreidemehle her und begann anfang der 1880er-jahre mit suppenkonzentraten zu experimentieren, vor allem mit leguminosen, also eiweißhaltigen hülsenfrüchten, weil damals viele arme leute unter mangelernährung litten und er nach preiswerten nährstoffreichen lebensmitteln suchte und nach „fast food“. denn die frauen, die in diesen jahren zunehmend begannen, in der industrie zu arbeiten, hatten keine zeit mehr, auch noch lange am herd zu stehen. weil sein leguminose-mehl aus bohnen, linsen und erbsen aber recht langweilig schmeckte, begann maggi ihm eine gewürzmischung beizumengen. und so ward die maggi-würze geboren. sie bestand zum größten teil aus ausgepressten säften diverser gemüse und ihr aroma erinnerte an liebstöckel, enthielt aber keins (auch wenn liebstöckel im volksmund maggi-kraut genannt wird). 
herr maggi ließ seinen geschmacksverstärker in braune fläschchen mit rot-gelben etiketten abfüllen, die er selbst entworfen hatte, und er begann, exzessiv werbung für seine suppen und würzen zu betreiben. anfangs war der damals 22jährige, noch völlig unbekannte frank wedekind „vorsteher des reclame- und pressebüros“ der firma.
so ungewöhnlich wie julius maggis sinn für reklame war auch seine soziales gewissen. er ließ arbeiterwohnungen bauen, richtete betriebseigene ferienheime, kantinen und krankenkassen ein, bewilligte kinderzulagen und sogar bezahlten urlaub.

der suppenkönig expandierte bald, erst nach deutschland (baden, singen, berlin…) und 1899 auch nach frankreich, wohin er später ganz umzog. maggi exportierte seine produkte weltweit und kreierte zu seiner flüssigen würze und der „suppenrolle“, einer kochfertigen suppe, dann noch den maggi-brühwürfel. der bestand aus einem gepressten gemisch aus gemüse, fett, eiweiß, kohlenhydraten, gewürzen und salz bzw. aus einem fleischkonzentrat. von den würfeln wurden schon 1912 allein in frankreich sechs millionen stück verkauft (ein fleischbrühwürfel kostete etwa 30mal weniger als ein kilo suppenfleisch).
daneben baute maggi in frankreich ein verteilersystem für pasteurisierte milch auf, die er in einem eigenen labor kontrollieren ließ (vorher waren überall auf der welt kinder immer wieder durch unpasteurisierte milch gestorben.) trotz des großen erfolgs, maggi hatte mit der zeit 850 milchauslieferungsstellen eröffnet, wurden seine filialen bei ausbruch des ersten weltkrieges fast alle verwüstet, weil die leute maggi für eine deutsche firma hielten. da war der firmengründer aber schon zwei jahre tot… 

kostproben aus frank wedekinds maggi-œuvre:

„was dem einen fehlt, 
das findet in dem andern sich bereit; 
wo sich mann und weib 
verbindet keimen glück und seligkeit.
alles wohl beruht auf paarung;
wie dem leben poesie 
fehle maggi’s suppen-nahrung
maggi’s speise-würze nie!“

„das wissen selbst die kinderlein: mit würze wird die suppe fein. darum holt das gretchen munter, die maggi-flasche runter.“

„vater, mein vater! ich werde nicht soldat, dieweil man bei der infantrie nicht maggi-suppen hat!
söhnchen, mein söhnchen! kommst du erst zu den truppen, so ißt man dort auch längst nur maggi‘s fleischconservensuppen.“

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