sein berliner denkmal – auf dessen fries ein knabe spiegelverkehrt den namen „alois senefelder“ schreibt und ein mädchen mit einem handspiegel versucht, ihn zu lesen – verweist auf seine großartigste erfindung: die lithographie.
dass dieser senefelder einmal die drucktechnik von bildern so revolutionär ändern würde wie gutenberg die von texten, war ihm nicht ins stammbuch geschrieben. seine eltern waren schauspieler in münchen und alois wurde am 6. november 1771 während eines ihrer gastspiele in prag geboren. er besuchte das münchener jesuitengymnasium, bekam klavier- und gesangsstunden, studierte jurispudenz, tingelte mit einer fahrenden schauspielertruppe durchs land und schrieb recht erfolgreich theaterstücke. als er eines tages im regen spazieren ging, bemerkte er, dass sich ein heruntergefallenes blatt auf einem kalkstein abgebildet hatte. das brachte ihn auf die idee, auf stein zu ätzen und so notenblätter zu vervielfältigen, die bis dahin in blei gegossen, gedruckt wurden.
senefelder zeichnete die noten mit fetthaltiger tusche seitenverkehrt auf eine glattgeschliffene feinporige kalksteinplatte, befeuchtete sie mit einer lösung aus gummiarabikum und verdünnter salpetersäure (damit die nicht beschrifteten stellen das wasser hielten und so fettabweisend wurden)brachte anschließend mit einer rolle gleichmäßig fetthaltige druckfarbe auf, legte einen bogen papier auf die platte und übertrug die druckfarbe durch kräftiges anpressen. et voilà: der erste steindruck war geboren.
1797 baute senefelder eine stangen- bzw. galgenpresse für seine erfindung und druckte seine erste liedersammlung in der neuen technik, die präziser war als alle bis dato bekannten und obendrein fünf mal weniger kostete als ein kupferstich. er selbst nannte sie steindruck bzw. polyautografie, in frankreich wurde sie lithographie genannt. zwei jahre später wurde die erstmals kommerziell angewendet für notendrucke des offenbacher muskiverlegers johann anton andré, der von senefelder das patentrecht für das „… geheimnis, noten und bilder auf stein drucken zu können …“ erworben hatte. senefelder selbst richtete, assistiert von seinen vier brüdern, die ersten fünf steindruckpressen in offenbach ein und sicherte sich die patente in frankreich und england. zehn jahre später wurden dann auch schon erste grafiken und stadtpläne in der technik gedruckt und entstanden lithographischen anstalten in münchen, berlin, paris, london und wien.
zu senefelders meisterwerken gehören lithographische kopien von originalzeichnungen albrecht dürers und lucas cranachs. 1818 variierte senefelder sein verfahren so, in dem er metall-, statt steinplatten einsetzte (die grundlage des späteren offsetdrucks); 1826 gelang es ihm erstmals auch farbige motive zu drucken und 1833, ein jahr vor seinem tod, auf stein übertragene ölgemälde auf leinwand festzuhalten. und nicht zuletzt setzte senefelder sein neues verfahren auch als erster ein, um stoffe (preisgünstig) zu bedrucken. wie die lithographien die abbildungsqualität in büchern und zeitungen revolutionierte, so tat es der sog. kattundruck in der textilindustrie. nicht umsonst beäugt der steinere senefelder auf unserem denkmal – „in dankbarer erinnerung von den fachgenossen deutschlands errichtet“ – nicht nur eine lithographische platte, sondern liegen zu seinen füßen auch diverse stoffe.

