Emil Translate 

emil krebs, der das war, was googletranslate nie sein wird…

am 15.11.1867 in der schlesischen provinz geboren, bekam klein-emil in der dorfschule sein erstes französisch-wörterbuch in die finger – und war nicht mehr zu halten… erst die klassiker: latein, hebräisch, griechisch, dann arabisch, polnisch… zum abitur konnte er schon zwölf sprachen. am ende sollten es 68 sein, die er in wort und schrift beherrschte, und etwa 120, mit denen er sich befasst hatte.
will die nicht alle aufzählen, aber es waren natürlich sämtliche heutige eu-sprachen dabei, solche weltsprachen wie tibetisch, burjatisch, finnisch, kalmükisch und dialekte, von denen ich noch nie was gehört habe: guipuzkoa, bizkaia, laburdi oder zubero. emil las auch das „neue testament“ in 61 sprachen, klar.
vorher hatte er ein bisschen theologie und philosophie, dann rechtswissenschaft und chinesisch in berlin studiert (der dichter otto julius bierbaum, der sein kommilitone war, hat ihn in der erzählung „to-lu-to-lo oder wie emil türke wurde“ verewigt). und das auswärtige amt hat ihn als dolmetscher nach peking geschickt. da blieb er – ein vierteljahrhundert lang – und bimste weiter sprachen…
sein chef im auswärtigen amt würde später sagen: „krebs ersetzt uns 30 außenmitarbeiter“. und wenn dort ein schreiben in einer sprache ankam, die er noch nicht beherschte, bot er sich an, diese innerhalb von ein paar wochen zu erlernen – egal welche, auch chinesische blindenschrift. 
die kollegen aus der deutschen botschaft berichten in ihren erinnerungen unioso, dass selbst chinesische autoritäten ihn bei fragen zu ihren eigenen sprachen zu rate gezogen hätten, denn krebs hätte die sprachen nicht einfach nur beherrscht, sondern sie vollendet und elegant gesprochen. kolportiert wird auch, dass der einzige italienische friseur in peking dottore krebs immer wieder zu einem kostenlosen haarschnitt in seinen salon eingeladen habe, nur um sein toskanisch genießen zu können. selbst die kaiserwitwe ließ ihn gern zum plaudern in den palast holen.
emil krebs soll ein menschenscheuer büchernarr gewesen sein. 1913 heiratete er in shanghai amanda heyne aus magdeburg, die mit dem eigenbrötler gut klar kam und die er fast genauso innig geliebt haben soll wie sprachen. einmal, heißt es, habe er ihr zum geburtstag persische gedichte geschenkt und die verse während des vortrags aus dem persischen ins lateinische übersetzt. nur leider konnte madame krebs weder die eine noch die andere sprache. aber sie kannte ihren emil. und dem hielt sie auch die unerbetenen besucher vom hals, mit ansagen wie: „mein krebschen lernt gerade burjatisch!“. aber auch „krebschen“ selbst hatte seine methode: im arbeitszimmer gab es nur einen stuhl, nämlich seinen, so dass die meisten gäste von ganz allein schnell wieder abzogen. 
1917, mit dem abbruch der diplomatischen beziehungen musste krebs mit seiner frau china verlassen. zurück in deutschland widmete er sich noch intensiver seinen studien. sumerisch, assyrisch, babylonisch usw. fehlten schließlich noch auf der liste.
emil krebs starb 1930 in berlin – selbstverständlich beim übersetzen, auf der planstelle, im sprachendienst des auswärtigen amtes. sein gehirn wird als „elitegehirn“ an der uni düsseldorf aufbewahrt. da krebs bis heute zu den größten sprachwundern der menschheitsgeschichte zählt, wurde es 2004 noch einmal untersucht und dabei festgestellt, dass sein broca-zentrum, das für die sprachproduktion zuständig ist, ungewöhnlich ausgeprägt war und sich deutlich von dem unterscheidet, was wir normalbürger an der stelle haben.

foto: in seinem pekinger arbeitszimmer

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