Geburt einer Sprache

am 13. oktober 1881 soll der 23-jährige eliezer ben-jehuda mit seinen freunden beschlossen haben, untereinander nur noch hebräisch zu sprechen. dieses datum markiert den beginn der wiederbelebung der heiligen sprache und ihrer reformierung für den alltagsgebrauch.
ben-jehuda wurde 1858 im damaligen russischen kaiserreich als eliezer jitzchak perlman geboren. nach seiner bar mizwa wurde er in eine jeschiwa gesteckt; seine familie hoffte, er würde rabbiner werden. einer seiner talmud-tora-lehrer machte ihn jedoch mit den ideen der haskala, der jüdischen aufklärung bekannt, und gab ihm u.a. eine hebräische übersetzung von robinson crusoe… das eine entfernte ihn von der idee, eine religiöse laufbahn einzuschlagen, das andere überzeugte ihn davon, dass hebräisch sowohl eine gebetssprache als auch eine moderne, gesprochene sprache sein könnte. sein erziehungsberechtigter onkel (der vater war gestorben) hingegen war erbost und schmiss ihn raus. er kam bei einer anderen jüdischen familie unter, lernte sprachen, begann weltliche literatur zu lesen, rasierte sich die pejes ab, ging zum (medizin)studium nach paris und ließ sich dort zunehmend von zionistischen ideen anstecken, lernte u.a. joseph halévy kennen, der daran arbeitete, neue hebräische wörter für begriffe zu kreiieren, die in den alte religiösen schriften nicht vorkommen und war immer mehr davon davon überzeugt, dass eine gemeinsame (alltags-)sprache wichtig für eine nation sein würde. ben-jehuda beschloß, sein weiteres leben in eretz israel zu verbringen. 1881 kam er mit seiner braut debora in palästina an. 
ben-jehuda wurde lehrer an der alliance israélite universelle (und konnte nach langem hin und her durchsetzen, dass hier einige fächer in hebräisch unterrichtet wurden), mitherausgeber mehrerer zeitschriften in hebräisch, in denen er neu erfundene wörter für die umgangssprache einbrachte und bastelte bis zu seinem lebensende an einem „vollständigen wörterbuch des alten und modernen hebräisch“ (die ersten sechs bände erschienen übrigens bei langenscheidt in berlin)…
der weg bis zur durchsetzung seines lebenstraums war nicht einfach. als ben-jehuda in palästina ankam, war hebräisch seit biblischen zeiten keine aktive sprache mehr, und außerhalb religiöser kontexte sprach man in der jeweiligen herkunftssprache miteinander. ben-jehuda, seine frau (die erste wie die zweite) und seine kinder (der erstgeborene, ben-zion, war wahrscheinlich das erste kind, dessen einzige muttersprache hebräisch war) wurden lange von leuten, die der ansicht waren, sie würden die heilige sprache entweihen, sowohl in gedruckter form als auch physisch angegriffen. für die ben-jehuda-kinder, die ausschließlich hebräisch konnten, war es schwierig spielkameraden zu finden, und die orthodoxe gemeinde ächtete die familie für ihren modernen lebensstil und den sprachgebrauch. dennoch: als eliezer ben-jehuda 1922 starb, hatte er es in den 30 jahren seines unermüdlichen streitens um die neue alte sprache geschafft, dass bereits eine mehrheit der juden in palästina hebräisch als muttersprache auf volkszählungsformularen angab und kurz vor seinem tod das moderne hebräisch (iwrit) neben arabisch und englisch auch noch zur offiziellen amtssprache in eretz israel wurde.

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