obwohl es schon vor fast 200 jahren erstmals erfolgreich gelungen ist, blut von mensch zu mensch zu übertragen, blieben bluttransfusionen sehr lange die ausnahme und reine glückssache, mal vertrug der patient das blut, mal starb er. bis er kam: karl landsteiner (1868 – 1943), einziges kind des jüdischen journalisten lepold landsteiner und seiner frau fanny hess aus wien, gibt am 14. november 1901 die von ihm entdeckten blutgruppen A, B und 0 bekannt.
zuvor hatte er bei experimenten bemerkt, dass das blut zweier menschen beim vermischen häufig klumpte, nachdem er nämlich sich selbst und seinen mitarbeitern blut abgenommen, die stichproben in plasmaflüssigkeit und rote blutkörperchen getrennt und dann alle plasmaproben mit den jeweils fremden roten blutkörperchen vermischt hatte. dabei traten mit auffallender regelmäßigkeit heftige verklumpungen auf, außer bei den blutkörperchen zweier seiner mitarbeiter; die klumpten überhaupt nicht. nachdem er alle möglichen Kombinationen ausprobiert hatte, kam landsteiner zu dem ergebnis, dass es drei verschiedene blutgruppen geben müsse. er nannte sie A, B und die nicht klumpende sorte, also das „universalspender“-blut C (später 0); die kategorie AB (die „universalempfänger“-sorte) fanden ein jahr später zwei seiner mitarbeiter.
das wichtigste an landsteiners entdeckung war, dass nun erstmals gefahrlos bluttransfusionen und schwierige chirurgische eingriffe, für die spenderblut nötig war, möglich wurden. 1907 wurde auf basis seiner erkenntnisse die erste erfolgreiche bluttransfusion in new york durchgeführt. 1914 gelang es dann (statt der direkten transfusion zwischen zwei personen) das blut indirekt mittels einer konserve zu übertragen, weil man jetzt mittels natriumcitrat die blutgerinnung außerhalb des körpers verhinderte (vorher wurde das blut direkt vor der injektion lange umgerührt, damit es nicht gerinnt und durch zugabe von zucker haltbar gemacht).
dann begann der erste weltkrieg, und landsteiners entdeckung retteten vielen verwundeten soldaten das leben, da nun kompatible blutkonserven zur verfügung standen.
nach dem krieg ging landsteiner, der in wien keine zukunft für seine forschung sah und als (zwar zum katholizismus konvertierter, aber geborener) jude angefeindet wurde, zunächst nach holland und dann ans rockefeller-institut nach new york. hier blieb er bis zu seinem tod, soll aber sein leben lang darunter gelitten haben, dass er nie nach wien zurückberufen wurde.
1940 machte er zusammen mit seinem schüler alexander solomon wiener die nächste bahnbrechende entdeckung: den „rhesusfaktor“ als ursache für die meisten negativen reaktionen. landsteiner und sein team hatten bemerkt, dass die (aus kaninchen gewonnenen) antikörper, die sich gegen die roten blutkörperchen der affenart „macaca rhesus“ richten, auch gegen menschliche blutkörperchen reaktionen zeigen – aber eben nur bei einem teil der menschen. wegen der rhesus-affen aus den versuchen nannten sie die reaktionstypen „Rh-positiv“ und „Rh-negativ“ (betr. ca. 15% aller menschen).
landsteiner war aber nicht nur in sachen blutgruppen unterwegs. er verfasste 346 wissenschaftliche arbeiten, etliche davon schrieben medizingeschichte. so liefert er völlig neue fakten zur anatomie der blutfarbstoffe, zu syphilis und kinderlähmung. er wies nach, dass kinderlähmung nicht durch bakterien, sondern einen virus hervorgerufen wird und fand den weg zur herstellung des serums, das später die basis für den impfstoff gegen die krankheit wurde. in seinen letzten lebensjahren studierte er onkologie, weil seine frau an einem bösartigen krebs erkrankt war, erlitt aber erschöpft und verzweifelt 1943 einen schlaganfall und starb noch ein halbes jahr vor seiner frau.
karl landsteiner, der 1930 für die blutgruppen mit dem nobelpreis ausgezeichnet und außerhalb österreichs mit ehrungen überschüttet wurde, gilt als vater der immunologie und eine der wichtigsten personen der medizingeschichte. und ich weiß nicht mal meine blutgrupe. shame.

