tagebuch martha arendt: „Johanna Arendt wurde geboren am 14. Oktober 1906 um 9,14 Uhr abends, an einem Sonntage. Die Geburt hatte 22 Stunden gedauert und verlief normal. Das Kind wog 3695 gr.“ (…)
[hannah] „Badet in den großen Ferien kalt u. ist fröhlich, wenngleich sie anfängt in der Schule unruhig zu werden und allerhand Ängste hat. Jedesmal, wenn eine Klassenarbeit geschrieben wird, schlottern ihr die Kniee. Sie schreibt auch die Arbeiten nicht ihren Fähigkeiten u. ihren mündlichen Leistungen entsprechend u. steht darum in diesem Jahr erheblich schlechter als in den vorigen Jahren.“
[hannah] „Ist schwierig und fängt an undurchsichtig zu werden.“
hannah a. über ihre mutter: „…der Antisemitismus ist allen jüdischen Kindern begegnet. Und er hat die Seelen vieler Kinder vergiftet. Der Unterschied bei uns war, dass meine Mutter immer auf dem Standpunkt stand: Man darf sich nicht ducken! Man muss sich wehren! Wenn etwa von meinen Lehrern antisemitische Bemerkungen gemacht wurden – meistens gar nicht mit Bezug auf mich, sondern in Bezug auf andere jüdische Schülerinnen, zum Beispiel ostjüdische Schülerinnen -, dann war ich angewiesen, sofort aufzustehen, die Klasse zu verlassen, nach Hause zu kommen, alles genau zu Protokoll zu geben. Dann schrieb meine Mutter einen ihrer vielen eingeschriebenen Briefe; und die Sache war für mich natürlich völlig erledigt. Ich hatte einen Tag schulfrei, und das war doch ganz schön. Wenn es aber von Kindern kam, habe ich es zu Hause nicht erzählen dürfen. Das galt nicht. Was von Kindern kommt, dagegen wehrt man sich selber. Und so sind diese Sachen für mich nie zum Problem geworden. Es gab Verhaltensmaßregeln, in denen ich sozusagen meine Würde behielt und geschützt war, absolut geschützt, zu Hause.“
bild: hannah arendt (*14.10.1906) mit ihrer mutter martha

