Wenig nobel

alfred nobel *21.10.1833 erfinder des dynamits, stifter des nach ihm benannten preises, inhaber von 355 patenten und einger weniger schöner seiten

alfred nobel muss eine ziemlich zerrissene persönlichkeit gewesen sein. er stellte vernichtungswaffen her, seine experimente mit nitroglyzerin kosteten mindestens sechs menschen das leben, unter anderem das seines bruders emil, immer wieder gab er zu verstehen, dass er seine erfindungen nicht rechtfertigen müsse, da sie von allgemeinem nutzen seien und „es nichts gibt in der welt, das nicht mißbraucht werden kann“; vielleicht war er auch nur naiv – nobel meinte, die vervollkommnung der vernichtungsmittel hätten „größere aussicht, die kriege zu beenden, als alle friedenskongresse“ und „lassen sie das damoklesschwert über jedermanns kopf hängen, meine herren, und sie werden ein wunder erblicken – alle kriege werden mit einem mal aufhören, wenn die waffe bakteriologie heißt“.
andererseits suchte nobel das gespräch mit künstlern und pazifisten. vor allem und lebenslang zu der „friedensaktivistin“ bertha von suttner, die seine freundschaft, nicht aber seine liebe erwiderte. also wandte sich nobel 1876 der wiener blumenverkäuferin sofie hess zu. die kam aus einer armen jüdische familie, war vermutlich wenig gebildet, 17 jahre jünger als nobel und genoss die vorteile einer beziehung mit dem begüterten nobel. sugar daddy („du bist noch ein kind und denkst nicht an die zukunft. da ist es nur gut, wenn ein alter, aufmerksamer onkel über dich wacht“) mietete ihr eine wohnung, kaufte ihr ein haus, stellte sie seiner familie vor, finanzierte sie und schrieb ihr, die „wahre frau“ solle sich an die „gefühle eines mannes anpassen“ und stets „sein leben versüßen“. 
dank der 18 jahre währenden beziehung der beiden bzw. ihres briefwechsele weiß man heute einiges mehr über nobels denkweise. denn sofie dachte gar nicht daran, ihm das leben zu versüßen. anders als der introvertierte nobel, der seine ruhe haben wollte und immer kränklich war, liebte sie reisen und luxeriöse vergnügen und gab unsummen (seines geldes) aus. dennoch kam er irgendwie nicht von ihr los, selbst als sie ein kind von einem anderen bekam. dafür beschimpfte er sie schriftlich und im laufe der jahre immer häufiger. 
ab ende der 1880er-jahre beginnt fast jeder brief nobels an hess mit vorwürfen: „aus rein noblen motiven habe ich jahrelang meine zeit, meine pflichten, mein intellektuelles leben und meine reputation geopfert.“ oder: „du bist dermaßen ohne verstand und kultur, mein liebes, gutes kind, dass ich in deiner gesellschaft beim geringsten kontakt mit anderen menschen höllenqualen erleide.“ er schreibt ihr, sie habe „kein talent und keine intelligenz“, sei „unglaublich dumm“, hätte ein „mikroskopisches gehirn“. und dann wird’s „kollektiv“: „obwohl du sonst keine jüdischen eigenschaften hast, ist dein bedürfnis zu prahlen typisch für dein volk“, schreibt er 1890 an hess. und als sie ihn wieder mal um geld angeht: „…meiner erfahrung nach tun israeliten nie etwas aus wohlwollen. sie handeln rein aus egoismus oder aus dem wunsch, anzugeben. die israeliten haben einige sehr gute eigenschaften, das erkenne ich an, aber unter den egoistischen und rücksichtslosen völkern sind sie das egoistischste und rücksichtsloseste.“ 
nun, die beiden haben sich nicht viel genommen, und sofie hess war sicher keine zierde ihres geschlechts. als sie in nobels testament nur mit einer leibrente bedacht worden war, versuchte sie noch, den briefwechsel mit ihm zu geld zu machen, und am ende kaufte das stiftungskommitee ihr 200 briefe nobels ab, um keinen schatten auf sein lebenswerk fallen zu lassen (und ließ sie fast ein jahrhundert lang im giftsschrank verschwinden). ein anderer vertreter „des egoistischsten und rücksichtslosesten volkes“, albert einstein, sagte 1945 in einer rede bei einem nobelpreisträgerbankett über nobel: „er erfand einen sprengstoff, der kräftiger war als irgendein vorher bekannter – ein außerordentlich effektives vernichtungsmittel. um sein gewissen zu erleichtern, stiftete er den nobelpreis“. damit ist vermutllich alles gesagt.

Hinterlasse einen Kommentar