Die erste Tram

26.11.1832. die erste straßenbahn der welt, die „new york and harlem rail road“, geht in betrieb, auf schienen, gezogen von pferden… in deutschland startet der straßenbahnverkehr erst sehr viel später. schneller geht’s in frankreich (1839), österreich (1840), kuba (1858), chile (1858), brasilien (1859), england (1860), australien (1861), schweiz (1862) und sogar in ägypten (1860) und südafrika (1863). erst dann bekommt auch deutschland und berlin die erste tram (vorher gab es aber schon die pferdeomnibusse von simon kremser ins damalige berliner umland und ab 1840 von kommerzienrat israel moses henoch auch innerhalb berlins): ab juni 1865 jedenfalls, vorher fehlte das geld (mal was neues), pendeln die wagen der „berliner pferde-eisenbahn-gesellschaft e. besckow“ zwischen dem brandenburger tor und charlottenburg hin und her, zunächst noch eingleisig. obwohl die neun kilometer lange fahrt über die berliner straße (heute straße des 17. juni) bis zum damaligen pferdebahnhof (heute kreuzung spandauer damm/sophie-charlotten-straße) stolze zweieinhalb silbergroschen kostet, hat die straßenbahn schon im ersten jahr 960000 fahrgäste, die es in die sommerfrische zieht. oft, wird berichtet, hätten an die hundert menschen an der haltestelle gewartet, und die bahn, die für maximal 50 personen zugelassen ist, nimmt teilweise doppelt so viele fahrgästen mit. eigentlich soll sie auch leute befördern, die an der strecke warten, ist aber meist so überfüllt, dass daraus nichts wird. da durch die vielen passagiere auch der fahrplan nicht eingehalten werden kann, dauert die fahrt fast genauso lange, als würden die leute zu fuß gehen. so spottet die satireschrift kladderadatsch in einem „reglement zur benutzung der berliner pferdebahn“, dass fußgänger, die die pferdebahn überholen, eine übereilungsstrafe von fünf silbergroschen zu zahlen hätten. (wegen der anfälligen und kostenintensiven pferde wird bald nach alternativen gesucht, die erste „elektrische“ von siemens fuhr aber erst 1881.)

anlaß, sich über den öpnv lustig zu machen, gab’s also schon immer und überall. bei joachim ringelnatz klingt es so:

Strassenbahn 23 und 13
Was nur in Frankfurt sich begibt:
Die Trambahn hielt auf offner Strecke.
Sie sah am Wege eine Schnecke
Und sagte gähnend: »Steigen Sie ein, wenn es Ihnen beliebt.«
Die Schnecke wehrte: »Danke, mir pressiert es.«
Da gab die Bahn ein Abfahrtssignal und noch eins und
ein drittes und viertes.
Und wirklich begann sie allmählich weiter zu fahren,
Um noch vor Sonntag die nächste Station zu erreichen.
Dort lagen an dreihundert Leichen,
Lauter Leute, die über dem Warten verhungert waren.

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