hanaoka seishū, *30.11.1760, war der erste, der erfolgreich eine (brustkrebs)operation unter vollnarkose durchführte – etwa 40 jahre vor den ersten im westen, mit äther (clarke 1842) und chloroform (simpson 1847)…
schon hanaokas großvater und vater waren ärzte. er selbst begann mit 23 jahren in kyoto zu studieren. damals war japan gegenüber der außenwelt abgeschottet; nur an wenigen orten kam man an westliches wissen heran. als hanaoka sein medizinstudium begann, änderte sich die einstellung zur chirurgie gerade. in europa war die anatomie der grundstein der medizin und die studenten beschäftigten sich mit anatomietexten und sezierten körper. in japan lernten die schüler den körper anhand stilisierter zeichnungen in alten chinesischen texten kennen. das präparieren menschlicher körper war verboten…
hanaoka studierte also die traditionelle chinesische medizin und alles, was er über europäische chirurgie in erfahrung bringen konnte. mit 25 übernahm er die praxis seines vaters in hirayama und begann als landarzt sofort mit der arbeit an einem anästhetikum. hanaokas großes ziel war es, frauen durch chirurgische entfernung ihrer tumoren zu retten, eine operation, die er in einem der ausländischen bücher gesehen hatte, in denen allerdings nichts über anästhesie stand; denn in europa wurden die patienten einfach nur festgebunden und unter schrecklichen schmerzen ohne narkose operiert. die chinesische medizin kannte hingegen schmerzlindernde, betäubende und schlafbewirkende mittel. hanaoka fand eine pflanze mit narkotischer namens mandarage, im volksmund „verrückt-aubergine“ genannt, und begann mit ihr zu experimentieren.
aber es dauerte noch 20 jahre, bis hanaoka die richtige formel herausgefunden hatte. er begann damit, verschiedene ähnlich wirkende kräuter in verschiedenen dosen zu kombinieren und an katzen und hunden zu testen. wenn die droge nicht stark genug war, fühlten die tiere immer noch schmerzen; war sie zu stark, erlitten sie nervenschäden oder starben. als er glaubte, eine sichere dosis gefunden zu haben, probierte er sie an seiner mutter und seiner frau aus. beim ersten versuch erholte seine frau sich erst nach unerwartet langer mehrtägiger bewußtlosigkeit und bei der wiederholung des versuches erblindete sie.
irgendwann aber hatte hanaoka eine mischung, die funktionierte, ohne schreckliche nachwirkungen zu verursachen. er nannte sein narkosemittel „tsusen-san“. es wurde durch abkochen einer mischung aus beruhigenden, muskelentspannenden und neurotoxischen kräutern hergestellt, begann nach 2 bis 4 stunden zu wirken (es führte erst zur schmerzunempfindlichkeit, dann zur bewusstlosigkeit) und behielt bis zu 24 stunden seine wirkung.
hanaokas erste op-patientin 1804 war die 60-jährige ashinoya kan aus gojō, die mutter eines apothekers, deren weibliche familienmitglieder alle an brustkrebs verstorben waren. die op verlief erfolgreich und schmerzfrei. und in der folge führte hanaoka fast 160 tumor-operationen durch, die damals in vielen illustrierten handschriften dargestellt wurden (siehe die abbildungen).
er eröffnete eine schule namens „shun-rin-ken“ in hirayama und hatte bis zu seinem tod 1835 insgesamt etwa 1300 schüler, die seine „wunderheilung während des schlafens“ studierten.
als japan 1853 seine türen für ausländer wieder öffnete, hatten der westen kein interesse daran. hier hatte man endlich ein eigenes narkosemittel gefunden. hanaoka seishūs bahnbrechende leistungen wurden in europa erst ende des 19. Jahrhunderts bekannt.










