wilhelm zwo liebte märsche und polonaisen. schon walzer und polka waren ihm zu modern. aber am meisten hasste er den tango, der gerade erst europa und nun auch berlin erobert hatte.
für den deutschen kaiser war der tango ein „rinnsteinkind“, lasziv und sittenwidrig. irgendwer hatte ihm gar eingeredet, die engländer hätten den tanz eingeschleust, um die deutschen soldaten beim marschieren aus dem takt zu bringen. nun, zumindest waren sie abgelenkt. schon 1911 hatte ausgerechnet ein oberst von der lancken den ersten tanzklub in deutschland gegründet, den „lichtenfelder gesellschaftsclub“, dem weitere etablissements folgten, in denen vorzugsweise tango getanzt wurde. die damen trugen hier natürlich die neuste mode – ärmellose taillierte überkleider, knöchellange pluderhosen oder hoch geschlitzte schmale röcke, dazu turbanartige enganliegende kappen mit federschmuck, und der kaiser sah sich bemüßigt, seine wie nie zuvor erotisch ineinander verschlungenen staatsbürger mit affen zu vergleichen.
doch die „affen“ tanzten einfach weiter, selbst die aus den höchsten kreisen. als die gattin des landtagspräsidenten, die gräfin von schwerin-löwitz, dann noch einen tango-tee ausgerechnet in den heiligen hallen des preußischen landtages veranstaltete, platzte wilhelm der kragen. es folgte der sog. tangoerlass: am 20. november 1913 ließ er seinen offizieren das tango-tanzen in uniform verbieten, weil „unschicklich“ und weil es „den deutschen offizier auf irrwege“ führe. und als der preußischen kronprinz ein paar tage später mit einer lilabestrumpften „dame“ beim tango-tanz erwischt wurde, legte wilhelm noch mal nach: „wir verpflichten hiermit durch die hofansage die gesamten hofstaaten, chargen und rekrutierten, sich sowohl in der öffentlichkeit als auch im privaten eines ausgesprochen widerwärtigen tanzes zu enthalten. auch die mitglieder der allerhöchsten familie sind bei ordre gehalten, sich dieser fremdländischen unsitte zu entziehen.“
pech für den prinzen und seinesgleichen. die konnten dafür ins kino gehen, wo der knapp durch die zensur gegangene stummfilm „tangofieber“ am 28. november premiere hatte. allerdings war wenig später auch für alle anderen vorerst schluss mit tango & co. – mit dem beginn des ersten weltkrieges kam das allgemeine öffentliche tanzverbot und ging es stattdessen ans sterben für volk und vaterland.

