Der und die „Uzi“


gotthard glas (uziel gal) * 15. dezember 1923

hätte er seinen namen nicht geändert, hieße einer der bekanntesten waffen der welt vielleicht „gotthard“ und nicht „uzi“. 
ihr konstrukteur wurde als gotthard glas in der goethe-stadt weimar geboren. sein vater erich glas (später: ari glass), pilot im ersten weltkrieg und grafiker, der in seinem geburtsort berlin, in münchen und am bauhaus in weimar bei feininger und itten studiert hatte, sammelte waffen und ließ sie auch seinen kleinen sohn auseinandernehmen, säubern, wieder zusammensetzen und ausprobieren. 1933 oder 34 emigrierte erich glas jedoch nach palästina. manche quellen sagen, er sei ein überzeugter zionist gewesen, während seine frau miele (mila) seine ansichten nicht geteilt habe und mit gotthard und seiner schwester elsa in weimar bleiben wollte. andere quellen sagen, sie hätten sich bereits früher in deutschland scheiden lassen, wieder andere, glas senior sei urplötzlich 1933 mit einer anderen frau nach palästina entschwunden. wie auch immer. gotthard ging weiter in weimar zur schule und hatte das glück, drei jahre später entweder – wieder je nach quelle – auf ein jüdisches sommercamp oder mit einem kindertransport nach england geschickt zu werden. von dort aus gelangte er jedenfalls mit hilfe seines vaters nach erez israel, zog zu ihm in den kibbuz yagur in der nähe von haifa und nannte sich fortan uziel bzw kurz: uzi (seinen nachnamen hat er erst in den 50er jahren von „glas“ zu „gal“ geändert). uzi ging in nesher und yagur zur schule, sammelte mit seinen schulfreunden waffen aller art und baute schon mit 15 eine armbrust, die automatisch pfeile abfeuern konnte.

zu dieser zeit mehrten sich auch die angriffe palästinensischer araber gegen die jüdische und britische bevölkerung. und uzi, der tagsüber auf den feldern des kibbuz arbeitete, begann nebenbei heimlich in der metallwerkstatt nicht nur traktoren zu reparieren, sondern auch waffen zu bauen. 1942 schloss er sich der palmach an, war zuständig für das zerstreute geheime waffenarsenal des jüdischen untergrunds und betätigte sich als büchsenmacher in der abteilung „givat haim“. 1943 erwischte ihn eine britische patrouille mit waffen und das britische militärgericht verurteilte ihn zu sieben jahren haft, die er im gefängnis von akko antrat, wo sich der autodidakt auch die grundlagen des ingenieurwesens beibrachte. nach zweieinhalb jahren wurde uziel glas im zuge einer amnestie entlassen, kehrte in den kibbuz zurück und tüftelte weiter an seinen bauplänen, bis der unabhängigkeitskrieg begann und er an die front ging. 1949 wurde er an die offiziersinfanterie-schule geschickt und, nachdem er dem schulleiter sein modell vorgeführt hatte und der angetan davon war, mit anderen beauftragt, eine leichte automatische handfeuerwaffe als alternative zur unbefriedigend arbeitenden britischen maschinenpistole „sten“ zu entwickeln. uzi bekam zwei arbeiter und eine werkstatt zugeteilt, und nach einem jahr war der erste prototyp fertig.
das gremium, das sich schließlich für uziel gals modell entschied, wurde von yitzhak rabin geleitet. die waffe war die erste wahl, weil sie weniger teile hatte und preiswerter war als die konkurenz-modelle, weil das magazin in den griff passte, weil sie wüstentauglich, zuverlässig und bequem zu bedienen war, bis zu 600 schuss abgeben konnte und zu allem klein und handlich war (ursprünglich hatte sie einen langen holzschaft, der später durch einen klappbaren metallschaft ersetzt wurde).

1952 wurde das design der 9-mm-kanone patentiert, die waffe dann im feld getestet, im jahr darauf bei einem vergeltungsangriff von fallschirmjäger-kommandos erstmals im kampf eingesetzt und war bald darauf die standardwaffe der IDF. 1956 begann die massenproduktion, denn die „uzi“, die ihren namen gegen den willen des namesgebers bekommen hatte, entwickelte sich zum verkaufsschlager, auch im ausland.
uziel gal entwickelte etliche modifikationen seiner waffe, u.a. auch noch eine „mini“- und „micro“-version und wurde mit dem staatspreis ausgezeichnet. in den 1970er-jahren tauschte die israelische armee ihre „uzi“ jedoch gegen die neue standard-kleinwaffe „galil“ von israel galili aus und die große zeit der „uzi“ war – zumindest in israel – vorbei. uziel gal ging 1976 als oberstleutnant in den ruhestand zog mit seiner familie nach philadelphia, weil seine schwerkranke tochter tamar dort besser behandelt werden konnte. sie starb 1984, uzis frau ahuva 1998 und er selbst 2002. begraben wurde er neben den beiden in seinem alten kibbuz yagur, wo alles angefangen hatte.

foto: uziel gal brauchte keinen dolmetscher, als er franz josef strauß 1963 seine waffe vorführte (die bundeswehr hat die „uzi“ bereits seit 1959 verwendet, das einführungsjahr anfangs aber mit 1964 angegeben, da erst 1965 offiziell diplomatische beziehungen zu israel aufgenommen wurden:)

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