Hubsi Aufrecht

hubert von meyerinck *23. august 1896. der glatzkopf, obgleich bei max reinhardt zum charakterdarsteller ausgebildet, wurde vor allem durch über 280 filmen bekannt, in denen er als hochstapler, dandy, bösewicht, beamter, offizier, adliger oder weder-noch-wesen, mal schmierig, mal blasiert, mal tuntig, aber immer herrlich skurril über die leinwand kam – unvergessen in billy wilders „eins, zwei, drei“ als graf von droste-schattenburg (nunmehr toilettenmann), als sir arthur und chef von scotland yard in den deutschen edgar-wallace-filmen, oder als obrist von teckel im „wirtshaus im spessart“ und seinen fortsetzungen.

auch wenn man ihm die mitwirkung in ns-propagandastreifen vorwerfen könnte, war meyerinck ein mensch mit charakter. als offen homosexuell lebend lief er gefahr, ebenfalls verhaftet zu werden, und begleitete dennoch immer wieder freunde und kollegen ins polizeirevier am alex oder zur gestapo in der brüderstraße, um ihnen beizustehen, wie es unter anderem kurt von ruffin 1978 in einem interview („als schwuler häftling in den kzs columbiahaus und lichtenburg“) berichtet hat.

billy wilder antwortete 1997 statt auf die frage eines spiegel-redakteurs, ob er bei deutschen auch schuldgefühle gespürt und scham oder nur verdrängung, mit einer erinnerung an „hubsi“ von meyerinck: „…er hat sich selbst dessen nie gerühmt, aber in der kristallnacht ist er über den kurfürstendamm gelaufen und hat gerufen: ‚wer auch immer unter ihnen jüdisch ist, folgen sie mir.‘ er hat die leute in seiner wohnung versteckt. ja, es hat sie gegeben, die anständigen menschen, deren worten man glauben konnte, daß es schwierig war, widerständler zu werden in jener zeit. menschen wie meyerinck waren herrlich, wunderbar.“

Hinterlasse einen Kommentar