Bauer Nr. 15 des Schneckenhofs

ein glückstag für faulpelze: am 14. februar 1908 ging der erste skilift der welt in betrieb. sein erfinder, robert winterhalder, „bauer nr. 15 des schneckenhofes« in der gemeinde schollach im hochschwarzwald, hatte hier vier jahre zuvor auf seinem hof ein gasthaus eröffnet und beherbergte die fans des noch ganz jungen wintersports, vor allem aber allergiker und asthmakranke, die der guten luft wegen kamen. und da letztere mühe hatten, den gegenüberliegenden berg zu ersteigen, kam winterhalder eine idee.

schon einmal, um 1900, hatte er sich eine arbeitserleichterung gebaut, indem er seine wassermühle mit umlenkwellen und einem endlosdrahtseil versehen und so die schweren getreide- bzw. mehlsäcke nicht mehr selbst von seiner scheune die hundert meter zur mühle und zurück schleppen musste. warum dieses geniale prinzip also nicht auch auf seine gäste anwenden?

der bauer probierte eine weile herum und am ende hatte er zwischen zwei umlaufräder an der tal- und der bergstation über eine strecke von 280 Metern und über fünf holzmasten ein endlosseil gespannt, an das zangen mit aufzugsvorrichtungen für die ski- und schlittenfahrer geklemmt waren, die sich an einem handgriff aus holz festhalten konnten. angetrieben wurde die seilbahn, die fortwährend kreiste und einen höhenunterschied von 32 meter überwand, durch winterhalders wasserrad an der mühle vor seinem haus.

in seinem patenantrag begründete winterhalder die nützlichkeit der vorrichtung so: „jeder wintersportsfreund hat es gewiss schon als unangenehm empfunden, dass dem unvergleichlichen vergnügen einer talfahrt mit den skiern oder dem rodel ein mühsamer bergstieg von vielleicht zehnfach längerer dauer gegenübersteht, der ihn dies vergnügen teuer erkaufen lässt. es lag also nahe, auf mittel und wege zu sinnen, wie diesem übelstande abzuhelfen wäre und es ist dem unterzeichneten durch langjährige versuche gelungen, ein verfahren zu erfinden, durch welches der sportsfreund auf die denkbar einfachste art auf dem rodel sitzend oder auf den schneeschuhen einzeln wieder auf die höhe geschafft wird.“

der bzw. die „sportsfreunde“ nahmen die erfindung dann zwar jubelnd auf und kamen in scharen, um sich den kleinen berg hochziehen zu lassen, und für die internationale wintersportausstellung 1910 in triberg baute winterhalder noch einen motorbetriebenen schlepplift auf eisenträgern, der auf einer strecke von 250 metern eine höhendifferenz von 85 metern überwand und 35 skifahrer und rodler gleichzeitig transportieren konnte, was den badischen großherzog derart beeindruckte, dass er eine goldene ausstellungsmedaille verlieh.  doch durchgesetzt haben sich der wintersport wie die skilifte erste jahre, wenn nicht jahrzehnte später. obgleich er in deutschland und fünf weiteren ländern patentschutz bekam, bemühte sich winterhalder vergeblich, den hoteliers der umgebung seinen lift schmackhaft zu machen; selbst seine rechnung, dass sich bei einem preis von 20 pfennigen pro fahrt und einem jährlichen gewinn von 5400 reichsmark der bau einer solchen anlage in vier jahren amortisiert hätte, verfing bei niemanden. und dann kam der erste weltkrieg, die gäste blieben aus und winterhalders skilifte in schollach und triberg wurden für die rüstungsindustrie eingeschmolzen. er bewirtschaftete seinen hof noch bis zu seinem tod 1932. das große geschäft machten später andere.

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