„die besten tage in meinem leben war der aufstand in marseille. wie viele andere hatte ich rechnungen mit den nazis zu begleichen, meine eltern und meine gesamte familie waren in lagern und ghettos gestorben. […] die flüchtenden deutschen schossen. ich kauerte unter der abdeckung des transporterrads und machte das erste foto meiner neu gewonnenen freiheit…“
golda perla diament, tochter des bergarbeiterrs baruch diament und seiner frau sura szejnfeld, war zwischen końskowola und lublin in ärmlichen verhältnissen aufgewachsen, hatte von ihren 17. bis 21. lebensjahr jahren wegen ihres engagements in der kommunistischen jugendbewegung im gefängnis gesessen und war 1934 mit hilfe der organisation international red aid aus polen geflohen. sie wollte zu ihrer schwester mindla, die, zuvor ebenfalls in polen jahre inhaftiert, nun in frankreich lebte, blieb aber in belgien hängen, wo sie arbeit in einer fabrik fand und den gewerkschafter jean pirotte heiratete. nachdem ihr suzanna spaak, die später als widerstandskämpferin erschossen wurde, eine leica geschenkt hatte, belegte sie in brüssel abendkurse in journalismus und fotografie und begann 1938/39 für eine presseagentur in den baltischen ländern fotos zu machen. nach der deutschen besetzung belgiens und der deportation ihres mannes, floh julia pirotte im frühjahr 1940 nach südfrankreich zu ihrer schwester mindla (letztes foto) und schloss sich wie diese dem widerstand an. von marseille aus arbeitete sie als fotojournalistin für dimanche illustré und betätigte sich zusammen mit mindla als kurierin der ftp-moi (francs-tireurs et partisans – main-d’œuvre immigrée). beide schmuggelten flugblätter, waffen, dokumente und gefälschte papiere. während mindla verhaftet und 1944 in deutschland hingerichtet wurde (ihr bruder majer, der in die sowjetunion geflohen war, starb 1943 im gulag), gelang es julia unerkannt zu bleiben und mit ihrer kamera die düsteren lebensbedingungen unter dem vichy-regime zu dokumentieren. oft war sie die einzige zeugin dramatischer ereignisse und ihre bilder sind die einzige historische spur. so wie die fotos von aktionen der partisanen und von den im camp bompard internierten juden – auf einem foto (hier das dritte) sehen wir kinder beim anstehen nach essen, kurz vor ihrer deportation nach auschwitz im august 1942.
als mitglied der francs-tireurs et partisans war pirotte an den aktivitäten des maquis-widerstands im sommer 44 beteiligt und wie eingangs zitiert an der befreiung marseilles, die sie mit ihrer kamera begleitete. nach dem krieg kehrte julia pirotte in das zerstörte polen zurück. sie fotografierte die rückführung polnischer exilanten und 1946 die opfer des pogroms in kielce – erschütternde zeugnisse des ungetilgten judenhasses in ihrem geburtsland.
julia pirotte starb 2000 in warschau.




















