lisa fittko *23. august 1909 – die frau, die unter einsatz ihrer lebens zusammen mit ihrem mann juden, kommunisten und andere flüchtlinge aus frankreich über die pyrenäen nach spanien geschleust hat. der erste und der berühmteste, den lisa fittko, seit 1933 selbst auf der flucht vor den nazis und 1940 im unbesetzten süden frankreichs gestrandet, über alte schmugglerpfade zur grenze führte, war walter benjamin. er war 48 jahre alt, seit sieben jahren im exil, dank intervention von freunden aus dem internierungslager entlassen worden, schwer herzkrank, ein alltagsuntauglicher „hoffnungsloser tollpatsch“ von „unerschütterlicher höflichkeit“ und er hatte eine schwere aktentasche bei sich, von der er ihr sagte, das manuskript darin müsse unbedingt gerettet werden, es sei sein nachlass, sein lebenswerk und wichtiger als er selbst. fittko schleppte den geschwächten benjamin samt seiner tasche dennoch erfolgreich die 16 km über die berge bis kurz vor port bou und machte sich, ihre schützlinge in sicherheit glaubend, wieder auf den rückweg. doch kurz vorher waren die bestimmungen geändert worden, die spanische grenzpolizei verlangte plötzlich französische ausreisevisa, die benjamin und seine zwei begleiter nicht hatten, worauf hin er sich, aus angst, nach frankreich zurückgeschickt zu werden, bekanntlich umbrachte. die schwarze ledertasche und ihr inhalt ist seitdem verschollen.
lisa selbst (die da noch elisabeth eckstein hieß) und ihr späterer ehemann hans fittko, die sieben monate lang menschen an die spanische grenze gebracht hatten, entkam 1941 nach kuba, emigrierte 1948 in die usa weiter, arbeitete als stenographin und übersetzerin, engagierte sich in der amerikanischen friedensbewegung und starb hochbetagt 2005 in chicago. die geschichte um benjamin wurde erst öffentlich bekannt, nachdem lisa fittko 1980 dem londoner professor chimon abramsky von der tasche und dem manuskript erzählt hatte, das benjamin wichtiger als sein leben war. der hatte sich daraufhin mit benjamins freund gershom scholem in verbindung gesetzt, der wiederum hat den suhrkamp-verlag alarmiert, der mitarbeiter an den ort des geschehens schickte, die erfolglos nach tasche und manuskript suchten und er bat fittko, die geschichte veröffentlichen zu dürfen, woraufhin sie aber entschieden hat, ihre erlebnisse selbst aufzuschreiben, die man in ihrem buch „mein weg über die pyrenäen“ nachlesen kann.

