adah isaacs menken *15. juni 1835, längst vergessene schauspielerin, dichterin und skandalnudel
menken, in louisiana ihrer auskunft nach als jüdin geboren (andere behaupten, sie sei eine kreolische katholikin mit europäischen und afrikanischen vorfahren gewesen), schrieb in der zeit ihrer ersten oder zweiten ehe (auch das ist unklar) noch gedichte für isaac mayer wises wochenzeitung „the israelite“, ging dann nach new york, trat u.a. in dem stück „the french spy“ auf (die new york times: sie sei „die schlechteste schauspielerin am broadway … und wunderbar ungehindert von den fesseln des talents“), schrieb weiter fleißig lyrik, heiratete wieder, diesmal zur abwechslung einen preisboxer, traf walt whitman, der ihre weitere dichterei beinflusste, und tingelte mit einem varieté und ihrem liebhaber charles blondin (der typ, der die niagarafälle auf einem drahtseil überquert hat) durch die usa.
aber die adah wollte mehr. ihr agent, jimmie murdock, dem klar war, dass sie keine große schauspielerin war, bot ihr die „reiterrolle“ des edlen tataren in dem pferdemelodram „mazeppa“ (nach dem gedicht von byron) an. menken, die einen für diese zeit skandalösen kurzhaarschnitt trug und eh ihr unkonventionelles, manchmal androgynes aussehen kultivierte, ritt also als mann und scheinbar nackt (sie hatte einen fleischfarbenen ganzkörperanzug an) auf einem gaul auf die bühne und wird von dem dort dann zu tode geschleift… das publikum war schockiert und begeistert und das stück ein riesenerfolg. bevor sich menken mit „mazeppa“ nach london und paris aufmachte, suchte sie sich als nächsten gatten robert henry newell aus, den herausgeber des „sunday mercury“, der die meisten ihrer gedichte veröffentlicht hatte. und anschließend james paul barkley (mit ihm hatte sie einen sohn, dessen taufpatin georges sand wurde, der aber früh starb).
in london dasselbe spiel: erst skandal und dann überfüllte säle. der londoner „punch“ dichtete: „here’s half the town – if bills be true – / to astley’s nightly thronging, / to see the menken throw aside / all to her sex belonging, / stripping off woman’s modesty, / with woman’s outward trappings – / a barebacked jade on barebacked steed, / in cartlich’s old strappings!“
auch in paris trat adah menken, inzwischen „die menken“, vor ausverkauften häusern auf und gönnte sich eine neue affäre, diesmal mit alexandre dumas (foto). bald ersetzte sie sugardaddy aber durch den englischen dichter algernon charles swinburne. allerdings währte das neue glück nicht lange, denn ada wurde krank. in paris war sie zwar so berühmt, dass napoleon III. seinen leibarzt zu ihr schickte. doch der konnte nicht mehr helfen. im august 1868 starb sie mit nur 33 jahren an schwindsucht und wurde auf dem kleinen jüdischen friedhof in montparnasse begraben. auf ihrem grabstein steht „thou knowest“ („du weißt«), ein epitaph ihres letzten lovers swinburne.



