jessie oonark (1906-1985) aus der volksgruppe der utkuhiksalingmiut hatte ein hartes leben hinter sich, als sie mit ihren szenen aus der kultur und lebenswelt der inuit zu einer derer bedeutendsten künstlerinnen wurde. ihre familie lebte wie die meisten anderen von der jagd, dem fallenstellen und fischfang – und in bitterer armut. jessie (una) musste schon als kind mit dem nähen von kleidung aus robbenfell zum unterhalt beitragen, wurde sehr jung verheiratet, gebar zwölf kinder und gehört zu den generationen inuit, die von der kanadischen regierung mit einer disc-nummer gekennzeichnet wurden, ähnlich einer hundemarke (diese scheiben mit der aufschrift „eskimo identification canada“ und der jeweiligen nummer, jessies lautete E2-384, mussten um den hals getragen oder in die kleidung eingenäht werden; sie wurden in einigen regionen erst 1978 wieder abgeschafft). anfang der 50er-jahre starben jessies mann und ihre vier jüngsten kinder während einer durch umweltveränderungen und dezimiertem tierbestand hervorgerufenen großen hungersnot. die übrige familie überlebte knapp, weil sie noch rechtzeitig umgesiedelt wurde. an dem neuen ort, baker lake, begann jessie, nachdem sie schulkinder beim zeichnen beobachtet und ihr jemand buntstifte und papier geschenkt hatte, im alter von 54 jahren zu malen. ein jahr später wurde sie „entdeckt“ …














