Izchak Katzenelson – in memoriam

izchak katzenelson, geboren 1.7.1886 in kareliczi, vergast 1.5.1944 in auschwitz

Ich hatte einen Traum

Ich hatte einen 
schrecklichen Traum. 
Meine Leute sind nicht mehr, meine Leute 
sind weg. 
Ich sprang mit einem Schrei auf: 
Ah! Ah! 
Was ich geträumt habe, ist mir passiert! 
Gott in den Höhen! 
Ich rufe zitternd an: 
Im Namen dessen, was und warum 
mein Volk gestorben ist? 
Im Namen dessen, was ist 
er vergebens gestorben? 
Nein zum Krieg, 
nein zum Kampf. 
Junge Menschen, alte Menschen, 
Frauen und Kinder 
sind nicht mehr, nicht mehr. 
Klatschen Sie in die Hände! 
So werde ich 
Tag und Nacht in Trauer weinen . 
Im Namen von was, Herr, 
warum, Gott?



‎דאָס ליד פונעם אױסגעהרגעטן ײדישן פאָלק – aus katzenelsons gerettetem poem „funm ojsgehargetn jidischen folk“, (freie) nachdichtung von wolf biermann:

Nach all dem

Das Ende. Feuer flackern über Warschau in den
aaaaaHimmel hoch
Der hüllt bei Tage sich in Rauch, grell in die Nächte
aaaaaflammt das Licht
Das hatten wir schon mal erlebt, vor langer Zeit und
aaaaaanders. Gott
Wies durch die Wüste uns den Weg als Feuersäule in der Nacht
Bei Tag als Wolkensäule. Und mit Freuden ging mein Volk gestärkt
Im Glauben seinen Weg voran, mit seiner ewig jungen Zuversicht
Und jetzt das Ende. Ausgetilgt von dieser Erde sind wir. Schluß
Ganz gleich, ob groß, ob klein, man hat uns diesmal alle umgebracht

abbildung: mit zwei der drei söhne vor dem krieg; mit zvi, dem ältesten, im internierungslager vittel 1944. seine frau chaja und die söhne ben zion und benjamin wurden schon 1943 in treblinka ermordet

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