diese „russische“ spezialität kennt heute zumindest kein mensch in russland (außer er hat vielleicht in der ddr studiert). ihre erfindung liegt tatsächlich etwas im dunklen.
nach der gängigsten version hat der dresdener bäckergeselle ferdinand wilhelm hanke die rezeptur für die „bukwy“ („buchstaben“) 1844 in sankt petersburg kennengelernt, wo er auf der walz gewesen sein und auch kurz eine bäckerei auf dem newski prospekt besessen haben soll. historisch belegen lässt sich seine anwesenheit dort allerdings nicht, genauso wenig wie die des buchstabengebäcks (aber vielleicht hat peter der große als holland-fan das im 17. jahrhundert dort bekannte süße „lettergebak“ in seine heimat mitgebracht; man weiß es nicht). in seiner heimatstadt dresden betrieb herr hanke jedenfalls ab 1845 eine „deutsche & russische bäckerei“ und verkaufte dort auch „russisch brot“ (nach andereren quellen „moskowiter brot“), mit lateinischen buchstaben. in wien wiederum erzählt man sich, es sei am dortigen hof im 19. jahrhundert zum empfang russischer gesandter erfunden worden, quasi die kombination des slawischen brauches, dem gast bei der begrüßung brot zu reichen, verfeinert mit einer prise wiener backkunst (nachweislich hergestellt wurde es dort seit 1858). da die wiener fanden, dass sich das gebäck auch gut als schmuck am weihnachtsbaum macht, man aber geduld haben musste, um es dann endlich am weihnachtsabend vom baum naschen zu dürfen, wurde es hier aber „geduldsbiscuit“ oder französisch „patience“ genannt.
die firma bahlsen, die seit 1904 ein anfangs „abc-brot“ genanntes „russisch brot“ herstellte, behauptet wiederum, der begriff sei nur eine lautmalerische verballhornung des viel älteren „rösches brot“, also eines knusprigen scharf gebackenes brots bzw. brods, wobei „brod“ im 17. jahrhundert tatsächlich auch eine süße backware meinte, in unserem fall also eine aus mehl, zucker, vanille, malz, karamell, eischnee, kakao, und ohne fett #kulturelleaneignung

