als hawaii im jahre 1900 zum „territorium“ der vereinigten staaten wurde, lebten drei- bis vierhundert juden in dem inselstaat…
sie waren mit dem kalifornischen goldfieber und zumeist als händler gekommen. 1856 hatte eine jüdische zeitung in deutschland erstmals über die inseln berichtet. ein jüdischer offizier auf dem englischen schiff „marmion« schrieb: „am 8. april verließen wir san francisco und kamen nach einer guten reise von dreizehn tagen in honolulu an, einer stadt, dominiert von könig kameamea III, dessen krone von england, frankreich und den vereinigten staaten garantiert wird. die inseln sind ein wahres paradies (…) zwar ist der gesamte menschliche rassentyp im allgemeinen schön, großgewachsen und von friedlichem charakter, aber auch sehr faul, weil ihnen alles in die hand wächst. honolulu selbst ist ein großer treffpunkt für die amerikanischen südsee-walfänger und manchmal liegen hier 180 schiffe.“
im gleichen jahr eröffnete der erste jude, ein „a.s. grinbaum“, eine firma in honolulu, die zu den wichtigsten export- und importfirmen der inseln gehörte und auch plantagen und zuckerfabriken betrieb. eine andere firma, die in den 1860er-jahren gegründet wurde, war die der fünf heyman brüder aus preußen, die ihre dienstleistungen wie folgt bewarben: „hyman bros., importeure allgemeiner waren und kommissionshändler, nr. 58 queen street, honolulu…. besondere aufmerksamkeit wird der ausführung von bestellungen und dem verkauf von sendungen mit reis, zucker, kaffee und anderen inselprodukten geschenkt.“ es gab aber auch schon einen jüdischen zahnarzt („pioneer dentist“), max edmund grobman, und einen anwalt, leopold wolff – beide offensichtlich auch aus preußen.
und so war jüdisches und deutsches gesellschaftsleben auch mehr oder weniger eins: eine bekanntmachung von 1870 zählt auf: „german club … präsident: m. louisson; vizepräsident: e. fürstenau; sekretär und schatzmeister: e. loewenberg“. und ein deutscher reisender: „es gibt hier nur wenige juden, aber sie genießen völlige freiheit und leben in gutem einvernehmen mit den menschen der vorherrschenden religionen. ich selbst habe in honolulu gesehen, wie protestantische geistliche als gäste einer jüdischen adelshochzeit beiwohnten. sicherlich ein schönes beispiel für die antisemiten-führer.“
die erste jüdische hochzeit und die erste jüdische beerdigung werden für das selbe jahr, 1879, berichtet. bei erster veranstaltung spielte eine hawaiianische musikkapelle „unter der leitung von herrn berger“, und bei der zweiten wurde „herr s. l. lewis« zu grabe getrage und „herr c. j. fishel von der firma mellis und fishel« sprach das gebet.
kurz darauf fand auch die erste beschneidung auf den inseln statt; die amerikanisch-jüdische presse berichtete: „reverend abraham galland, der älteste und erfolgreichste mohel an dieser küste, ist diese woche nach honolulu gesegelt, um einen der jüngsten untertanen von kalakaua in die herde abrahams zu bringen.“
ein jude spielte eine herausragende rolle in der damaligen politischen geschichte der inseln: paul neumann (foto), auch er aus preußen. neumann war mit 15 nach kalifornien ausgewandert, hatte jura studiert, die deutschstämmige elise dinslaken geheiratet, mit ihr fünf kinder bekommen und im kalifornischen senat gesessen, bevor er 1883 berater des königs von hawaii und generalstaatsanwalt des königreichs wurde. wenngleich nicht religiös, war er einer der führer der jüdischen minderheit auf hawaii, und – weil nicht religiös – ein begeisterter pokerspieler, lebemann, vorsitzender des „bohemian club“ und später als justizminister auch mitglied des kalākaua-kabinetts. neumann, der ein holzbein hatte, über das er gern witze machte, leistete, wie es heißt, „könig kalakaua und königin lilinokalanani treue dienste“, wurden zwischendurch aber auch mal abgesetzt, weil er eine staatliche lotterie einführen wollte, die genauso wie seine pokerleidenschaft u.a. von den missionaren mißbilligt wurde. das zocken bekam auch dem könig nicht gut; in san francisco spottete eine zeitung, dass „mr. kalicoe mechullah (bankrott)“ sei, „weil er seinen goldbestickten hosen mehr aufmerksamkeit schenkte als seiner leprakolonie“ und nun verwalter ernannt hatte, die ihn davor bewahren sollen, „sein königreich bei einem pokerspiel mit seinem generalstaatsanwalt paul neumann zu verlieren“. aber das königreich wurde ohnehin 1893 gestürzt. neumann war danach der privatanwalt der verwitweten königin, ging als ihr vertreter nach washington, um sich dem ersten annexionsvertrag zu widersetzen, verhinderte, dass hawaii unter präsident grover cleveland ein territorium der vereinigten staaten wurde, was sich dann am 14. juni 1900 – siehe oben – unter seinem nachfolger aber doch änderte, verklagte die usa wegen der beschlagnahme der kronjuwulen, verteidigte hawaiianische rebellen und wurde nach seinem tod 1901 als „einer der brillantesten männer, die je einen fuß auf hawaiianischen boden gesetzt haben“ beigesetzt.
nach der annexion durch die usa kamen neue jüdische siedler, doch später kehrten viele aufs festland zurück. schon 1902 klagte rabbi rudolph coffee, der wegen einer (der vierten) hochzeit auf dem archipel weilte (und nebenbei den jüdischen friedhof einweihte), dass „keine gottesdienste abgehalten wurden“ und das judentum der juden darin bestehe, „an feiertagen die geschäfte zu schließen und in den meisten fällen noch die mazzen für pessach zu bestellen.“ (das änderte sich, als die inseln zum militärstützpunkt für die amerikanischen streitkräfte wurden, aber das ist eine andere geschichte. aloha chaj:)

