la barbe bleue: gilles de rais, heerführer, alchemist und serienmörder – hingerichtet am 26. oktober 1440
dabei war graf gilles de montmorency-laval, baron de rais, zunächst ein gefeierter held für die franzosen. er ist schwerreich, tapfer und erfolgreicher im kämpf gegen die engländer und erst 24, als ihn der könig an die seite jeanne d’arcs beordert, um sie im („hundertjährigen“) krieg zu beschützen und zu unterstützen. zusammen mit ihr gewinnt er 1429 die schlachten von jargeau und patay und als der dauphin im juli als karl VII. gekrönt wird, ernennt er de rais umgehend zum marschall von frankreich. doch als jeanne d’arc im jahr darauf gefangen genommen wird, der könig ihr nicht hilft und sie schließlich verbrannt wird, zieht sich der held von orléans 1431 auf seine güter bei nantes zurück. während das ganze land verwüstet ist und die pest tobt, verballert er sein vermögen für seinen großen hofstaat aus rittern, knappen und 50 chorknaben, für prunkvolle feste und theateraufführungen, bei denen er selbst auftritt, und für seine alchimistischen studien. denn das geld geht ihm allmählich aus, und neben dem verkauf seiner bretonischen ländereien, hofft er, gold herstellen zu können, um die kasse wieder aufzufüllen.
um 1432 setzen die morde ein. sein erstes bekanntes opfer ist ein 12-jähriger kürschnerlehrling. gilles de rais erwürgt den jungen, schlägt ihm die hände ab, reißt ihm die augen und das herz heraus und benutzt sein blut, um okkulte texte zu schreiben. danach scheint kein halten mehr zu sein. seine diener müssen dem monster neue kinder zuführen. die vorgehensweise ist immer gleich. seine komplizen sprechen arme jungen an, versprechen ihnen, dass sie pagen oder sänger werden würden, schöne kleidung und gutes essen bekämen und locken sie so auf die burgen ihres herren. wenn sie keine jungs finden, nehmen sie mädchen.
laut den späteren verhörprotokollen seiner diener ist alles an sadismus dabei, was mensch sich nur vorstellen kann. de rais hängt seine opfer an haken auf, vergeht sich an ihnen, enthauptet sie, zerteilt sie, wühlt in ihren eingeweiden, schneidet ihnen die köpfe ab, lässt sie für „schönheitswettbewerbe“ schminken und aufspießen und dann „entsorgen“, während er sich erschöpft schlafen legt.
und obwohl in der nähe seiner drei burgen ständig jungen verschwinden, und die leute sich gegenseitig warnen, auf ihre kinder aufzupassen, und in den nachbarorten gemunkelt wird, in machecoul (wo der massenmörder eine große kapelle ausgerechnet „zum gedenken an die unschuldigen kinder von bethlehem“ gestiftet hatte) esse man kinder, wagt keiner je, laut darüber zu sprechen. zu groß die angst vor dem mächtigen gilles da rais und seiner privatarmee.
1437 muss der französische blaubart seine burg im streit um den familienbesitz an seinen bruder abtreten. de rais lässt die überreste von etwa 40 kinder wegschaffen, wie seine helfer später vor gericht aussagen. der bruder findet bei der übernahme noch zwei skelette im verließ vor, seine nachfragen verlaufen ins leere und die verwandtschaft will es offenbar auch nicht so genau wissen. aber es ist der anfang vom ende de rais’. andere ritter beginnen ihn zu schneiden. im jahr darauf muss er die nächste burg abtreten, wieder werden dutzende kinderskelette verbrannt und 1438 tut er sich mit den italienischen teufelsaustreiber und alchemisten françois prelati zusammen, um seinen schuldenberg mittels goldherstellung zu verkleinern. es werden dämonen beschworen, und süppchen gekocht, gold kommt dabei freilich auch jetzt nicht heraus, und schließlich wird dem ritter eine ganz andere sache zum verhängnis.
1440 überfällt er wegen eines neuerlichen streits um eine „immobilie“ mit seinen männern eine kirche und entführt den priester. der ist allerdings der bruder des schatzmeisters des bretonischen herzogs und die kirche gehört zur diozöse des bischofs von nantes. nun packen die adligen und die geistlichen, die offenbar seit jahren von seinen morden gewußt hatten und ihn gewähren ließen, aus. der bischof schreibt einen öffentlichen brief, nach dem gilles de rais jungen die kehle durchschneide, mit den kindern die sünde der sodomie begehe und schreckliche dämonen anrufe.
am 15. september 1440 werden de rais und drei seiner vertrauten verhaftet, die inquisitoren des bischofs durchsuchen de rais’ schloss und finden dutzende schädel, skelettreste und leichenteile kleiner kinder. die prozess vor einem kirchlichen und einem weltlichen gericht dauert nur wenige tage, ist aber einer der aufsehen erregendsten des jahrhunderts. zeugen und die familien der opfer werden gehört, die mittäter schildern detailliert die verbrechen; 140 morde sind konkret nachweisbar, das gericht geht aber davon aus, dass es mindestens 400 waren. obwohl de rais viel redet und sich in genüsslichen schilderungen seiner taten ergeht, bleiben seine motive unklar. er äußert sich trotz wiederholter nachfragen des richters nicht dazu, nur, dass es sein ziel war, „zehntausend männer hinzurichten“. der massenmörder und seine helfer werden zum tod am galgen verurteilt. am 26. oktober 1440 notiert der gerichtsschreiber: „er hielt schöne reden und betete zu gott. und gilles de rais starb, seine sünden bereuend.“ eher nicht. aber er liefert 250 jahre später das vorbild für charles perraults märchen vom (allerdings frauenmordende) ritter blaubart, das dann bei den brüdern grimm 1812 zum ersten mal auch auf deutsch auftaucht.

