Clara Israel sel.A.

clara israel *28. oktober 1876, erster weiblicher magistratsrat in preußen, pionierin der sozialen arbeit, von den nazis in den tod getrieben

sie wird in spandau bei berlin als eines von fünf kindern des kaufmanns isidor israel aus usch (ujście) in pommern und seiner frau, bertha heiman, geboren. clara geht auf die königliche augustaschule (heute sophie-scholl-schule) in schöneberg und arbeitet nach ihrer ausbildung als kindergärtnerin und hortnerin in einem hort sowie ehrenamtlich bei der deutschen zentrale für jugendfürsorge.  1908 wird clara israel auf empfehlung der sozialreformerin alice salomon, die gerade die erste interkonfessionelle soziale frauenschule gegründet hatte, mit der jugendgerichtshilfe betraut, die sich darum sorgt, dass straffällig gewordene jugendliche nicht rückfällig werden. als die einrichtung nach der berliner gebietsreform von charlottenburg übernommen wird, wird sie 1923 „sozialsekretärin“ und leiterin der des jugendamtes charlottenburg und 1929 schließlich als erste frau zum magistratsrat ernannt, unterrichtet daneben an schulen der wohlfahrtspflege und sitzt im vorstand des deutschen verbandes der sozialbeamtinnen. und wie andere jüdische reformerinnen trägt clara israel unglaublich viel zur professionalisierung der sozialen arbeit bei und für die entwicklung einer ganzheitlichen psycho-sozialen betreuung und prävention besonders bei kindern, jugendlichen und jungen müttern.  

die neuen machthaber werfen clara israel schon im vorgriff auf ihr „gesetz zur wiederherstellung des berufsbeamtentums“ am 11. märz 1933 aus all ihren ämtern. sie arbeitet danach im jüdischen hauspflegeverein charlottenburg weiter und kümmert sich um die alten und gebrechlichen im bezirk. nachdem sie sich im herbst 1942 mit der bitte an die gestapo gewandt hatte, ihre pfleglinge vor einem abtransport zu verschonen, wird auch ihr mit der deportation „nach dem osten“ gedroht. 

am 22. oktober 1942 schlucken clara israel (66), ihre schwester rosa grunwald (70) und ihre lebensgefährtin margarethe hartstein (55) gift. alle drei werden noch lebend in ihrer wohnung in der trendelenburgstraße aufgefunden und ins jüdische krankenhaus im wedding gebracht. dort versterben sie am selben tag. ihre beerdigung auf dem jüdischen friedhof weißensee findet in der nacht statt, damit die gestapo die leichen nicht mehr beschlagnahmen kann.

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