elsa neumann *23.august 1872, wurde 1899 als erste frau in preußen im fach physik promoviert
wie für alle frauen in dieser zeit war else neumanns weg in die wissenschaft mit (männlichen) dornen und mit umwegen gespickt. die berlinerin war das einzige der sieben kinder des bankiers max neumann und seiner frau anna meyer, das nach höherer bildung strebte. elsa wurde erst einmal lehrerin und musste dann privatunterricht nehmen und von jedem professor eine explizite erlaubnis einholen, um als gast dessen vorlesungen an der uni hören zu dürfen (gesetzlich eingeführt wurde das frauen-studium an den preußischen hochschulen erst 1908), hatte aber insofern glück, als emil warburg und max planck sie förderten und ihr die ausnahmerlaubnis des kultusministeriums für ihre promotion verschafften. ihre doktorarbeit „über die polarisationskapazität umkehrbarer elektroden“ (ich versteh kein wort:) schloss sie „summa cum laude“ ab und die berliner presse überschlug sich vor begeisterung über „das erste fräulein doktor“.
auf antrag ihrer beiden förderer wurde elsa auch als erste frau in die „deutsche physikalische gesellschaft“ aufgenommen, musste sich aber als privatgelehrte durchschlagen und in privatlabors herumtreiben, da sie als frau an staatlichen einrichtungen nicht genommen wurde. elsa neumann war sich der prekären lage von frauen also aus eigener erfahrung bewußt und gründete zusammen mit lydia rabinowitsch-kempner (über die ich anläßlich ihres geburtstages gestern hier was geschrieben habe) den „verein zur gewährung zinsfreier darlehen an studierende frauen“, der auch männliche mitglieder hatte und bis zur nazizeit erfolgreich studienwillige junge frauen „sponserte“.
während ihres (gast)studiums in göttingen hatte elsa neumann dem späteren nobelpreisträger otto wallach nach einem unfall in seinem labor das leben gerettet. sie selbst verunglückte leider tödlich, 1902, drei jahre nach ihrer promotion, mit gerade mal 29 jahren – sie starb an einer blausäure-vergiftung bei einem ihrer experimente im privat-laboratorium der beiden jüdischen chemiker arthur rosenheim und richard joseph meyer in der chausseestraße.
1904 stiftete ihre mutter zum andenken an sie den „elsa-neumann-preis“ für die beste mathematische oder physikalische arbeit eines jahres an der berliner universität. er sollte ausdrücklich geschlechtsunabhängig vergeben werden, unter den 18 preisträgern bis 1918 war dennoch keine einzige frau. danach versickerte das preiskapital durch den krieg und die inflation. elsas schwester alice, eine bildhauerin, beging in der ns-zeit selbstmord, ihre noch lebenden anderen geschwister wurden in den deutschen lagern ermordet.

