terror als politisches kampfinstrument hat tradition in der sowjetischen und – wie wir heute wissen – postsowjetischen geschichte (von bürgerkrieg über holodomor und moskauer schauprozesse bis zu „z“)…
am 30. juni 1937 unterzeichnet geheimdienst-chef nikolai jeschow auf stalins anordnung und mit billigung des politbüros den nkwd-befehl nr. 00447. auf dessen grundlage und weiterer fünf nkwd-befehle gegen ethnische miderheiten werden bis november 1938 etwa 1,5 millionen „volksfeinde“ verhaftet, die hälfte wird erschossen, die andere hälfte landet im gulag.
die „effektivste“ aktion des sog. „großen terrors“ wurde intern als „kulakenoperation“ deklariert, erfasste aber schnell einfache bauern, intellektuelle, oppositionelle, gläubige und alle möglichen anderen unerwünschten „elemente“, die sich „verdächtig“ gemacht hatten bzw. verdächtig gemacht wurden.
für jede der gebietseinheiten des nkwd gab es anfangs genaue opferquoten. 75.950 personen sollten demnach als angehörige der „kategorie 1“ erschossen werden, weitere 193.000 „elemente“ der „kategorie 2“ seien zu acht bis zehn jahren lagerhaft zu verurteilen. doch baten die willigen lokalen vollstrecker die moskauer partei- und nkwd-führung immer wieder um die erhöhung der quoten… – ganz im sinne jeschows („die ganze bande antisowjetischer elemente“ sei „ohne die geringste schonung zu zerschlagen“) und stalins: „wir werden jeden dieser feinde vernichten, sei er auch ein alter bolschewik, wir werden seine sippe, seine familie komplett vernichten.“)
allein 18.000 ehefrauen wurden in sippenhaft genommen, allein die rote armee verlor in den beiden jahren etwa doppelt so viele generäle wie im gesamten zweiten weltkrieg, allein die „polnische (unter)operation“ kostete 111.091 menschen das leben. usw. usw.
im sommer 38 kam es zu neuen verwerfungen innerhalb des nkwd. mitarbeiter jeschows wurden verhaftet, berija wurde sein stellvertreter. am 17. november unterzeichneten stalin und molotow einen beschluss zur einstellung der entsprechenden strafsachen, priesen einerseits die „erfolge“ der kampagnen und prangerten anderserseits „schwerste fehler“ an, durch die der endgültige sieg über die „feinde“ verhindert worden sei. in perfider schuldumkehr kritisierten sie unbegründete oder illegale massenverhaftungen und die verletzung elementarer rechtsnormen (es sei nämlich feinden gelungen, in nkwd und staatsanwaltschaft einzudringen und sie so der kontrolle der partei zu entziehen). einer ihrer sündenbock wurde jeschow selbst. berija ließ ihn im april 1939 verhaften und im februar 1940 hinrichten.
die „säuberungen“ hatten zum verschwinden der alten garde der bolschewiki geführt. die freigewordenen posten besetzten junge unterwürfige aufsteiger: „die parteijugend hat unter den bedingungen der massenrepressionen schwindelerregende karriere gemacht, und dies hat ihre ergebenheit gegenüber dem führer … gefestigt.“ (oleg chlewnjuk).
ps. betr. „putin-verstehern“ et al:
_bert brecht: die angeklagten seien im verbund mit allem möglichen „gesindel“ zu verbrechern geworden und hätten sich mit allem „geschmeiß des in- und auslandes“ gemeingemacht.
_willi bredel: fordert den tod für die „agenten der gestapo- und der trotzki-ainowjew-meute“.
_johannes r. becher: verfasst ein gedicht auf den „toll gewordenen“ volksfeind.
ps. 2: damit die geschichte etwas „näher“ kommt. in die udssr geflohene bzw. dort arbeitende deutsche, die im zuge des „großen terrors“ 1937/38 erschossen wurden (unvollständig):
Abramowski, Fritz
Ahrendt, Kurt
Albert-Tacke, Erich
Albrecht, Bruno
Albrecht, Leo
Alt, Alwin
Altmann, Heinz
Anton, Hermann
Ascher, Ernst
Auerbach, Günther
Bachmann, Paul
Bahr, Karl
Band, Gottfried
Barta, Alexander
Barth, Willi
Bata, Josef
Batz, Alexander
Baumann, Albert
Baumert, Wilhelm
Baur, Fred
Beck, Georg
Beck, Hans
Becker, Anatol
Behrman), Alexander
Behrmann, Konon
Beil, Otto
Berner, Wilhelm
Bersch, Heinrich
Bethling, Wilhelm
Beuthel, Peter
Bitter, Walte
Blechschmidt, Paul
Bode, Wilhelm
Borck, Otto
Boros, Làszlò
Borosch, Friedrich
Borosch, Hermann
Borosch, Karl
Bostedt, Karl
Bramfeld, Rudolf
Brandt, Richard
Bresler, Rosalia
Bühren, Karl
Bühren, Karl
Bulian, Otto
Burde, Fritz
Burg, Gustav
Butkow, Isaak
Creutzburg, August
Croik, Erich de la
Deutschländer, Oskar
Dietrich, Paul
Dobbert, Arnold
Dobranitzkaja, Susanne
Dolski, Alfons
Drechsler, Maria
Droste, Heinrich
Durand, Jean-Jaques
Eberlein, Hugo
Ebner, Franz
Ei(c)kenberg, Otto
Emich-Kapustina, Emma
Ersch, Gustav
Falter, Wilhelm
Farber, Semjon
Feinberg, Jakob
Feyerherd, Friedrich
Feyerherd, Paul
Feyerherd, Wilhelm
Feyerherd-Schulz, Alexander
Fiedler, Wilhelm
Finger, Karl
Fla(c)k, Michail
Flaschko, Paul
Fliedermaus, Leo
Flieg, Leo
Fodor, Johann
Friedländer, Dorothea
Friedländer, Leo
Friedland, Otto
Friedrich, Wilhelm
Fritsche, Elisabet
Fröbel, Alfred
Fuchs, Wilhelm
Funk, Peter
Halperin, David
Gawlik, Paul
Geißler, Alexander
Geißler, Artur
Geliebter, Michael
Gennys, Anna
Glanz, Otto
Göbel, Franz
Golke, Gustav
Golke-Arden, Arthur
Goldfeld, Otto
Grad, Franz
Grah, Ernst
Granz, Kurt
Gretsch, Albert
Grewe, Richard
Grimm, Wilhelm
Grönert, Karl
Grotte, Martin
Grünberg, Juri
Grünwald, Heinrich
Günther, Johannes
Haenisch, Walter
Halle, Felix
Hamburger, Michael
Hammer, Theodor
Handwerk, Otto
Hartmann, Helene
Hausladen, Hans
Heine, Albert
Heinze, Gustav
Heisler (Geißler?), Franz
Hellmann, Hans
Hellwig, Kar
Hellwig-Singvogel, Kurt
Händler, Josef
Hentschke, Willi
Herrmann, Georg
Herrmann, Josef
Hermelin, Alexander
Herzenstein, Israel
Hinz, Karl
Hirche, Reinhold
Höflich, Gertrud
Höflich, Karl
Hoffmann, Ossip
Hopfgarten, Emil
Huth, Bernhard
Huth, Bruno
Huth, Johannes
Huth, Paul
Jakob, Ernst
Jakubowski, Maria
Jan, Wilhelm
Jankowski, Johann
Jochims, Heinric
Juraschek, Ludwig
Jurecka, Krystyna
Kalbfleisch, Heinrich
Kammermacher, Schaja
Kantorowicz, Max
Kassube, Ernst
Katsch, Heinz
Katz, Serge
Katzwinkel, Wilhelm
Kaufmann, Georg
Keller, Fritz *1882
Keller, Fritz *1913
Kensy, Alfred
Kercher, Friedrich
Kerkhoff, Wilhelm
Kettner, Otto
Kiesewetter, Paul
Kippenberger, Hans
Klass, Wilhelm
Kleinschmidt, Erich
Kloss, Michael
Kock, Max
Kolberg, Elsa
Kolpenicki, Sally
Konstant, Erich
Kostjuk, Anton
Kowarksi, Michael
Kraft, Alfred
Kramer, Kurt
Krejcsi, Fritz
Krüger, Ferdinand
Krugljanski, Ilja
Kruschwitz, Jonas
Kruse, Heinrich
Kühn, Max
Kühne, Max
Kühne, Willy
Kuhls, Georg
Kuhlmann, Else
Kullmann, Wilhelm
Kunt, Alfred
Kupferstein, Hermann
Kurella, Heinrich
Labisch, Josef
Lang, Eugen
Lang, Felix
Lange, Helmut
Lapen, Fritz
Lass, Otto
Leflat, Karl
Leibecher, Ernst
Leichtenberg, Dora
Leow, Hans
Leow, Willy
Levien, Max
Levit (-Nord), Wolf
Levy, Alfred
Levy, Erich.
Lichtenstein, Josef
Liebenau, Otto
Liebmann, Oskar
Linde, Hans (Löwison)
Linke, Emil
Linke, Friedrich
Loew-Lew, Fritz
Lubs, Wilhelm
Lückel, Mathias
Lüdemann, Max
Lühlsdorf, Barthel
Lünenberg, Julius
Lüschewski, Eugenie
Lurje, Moses
Lurje, Nathan
Lutz, Karl
Lützmann, Albert
Mahlow, Adele
Malinka, Paul
Mangel, Emil
Mantschew, Boris
Mantschew, Wladimir
Margies, Rudolf *1884
Margies, Rudolf *1917
Maßmann, Walter
Meier, Ernst
Meißner, Paul
Mengel, Margarete
Menzel, Robert
Metzger, Arnold
Meyer, Heinrich
Middeke, Ippolit
Miller, Franz
Milewski, Emil
Möhringer, Karl
Möller, Otto
Moritz, Martha
Moschenson, David
Müller, Erna
Müller, Paul
Müller-Brodin, Therese
Mündel, Paul
Müntzer, Gustav
Mundt, Hein
Narodizki, Mordko
Nauschütz, Walter
Neitzke, Hermann
Nehrich, Helmut
Neumann Erich
Neumann, Herbert
Neumann, Markus
Neumann, Nathan
Niederkirchner, Paul
Nikolàs, Pierre
Nilsen (Alper), Wladimir
Niwolik, Max
Nixdorf, Kurt
Noack, Kurt
Nörenberg-Raimond, Rudolf
Oefelein, Karl
Olberg, Valentin
Olberg-Braun, Sulamith
Olbricht, Rolf
Oschinski, Erich
Osten, Maria
Ottillinger, Hugo
Pahl, Alfred
Palenschat, Fritz
Paschke, Richard
Paul, Hermann
Pelz, Richard
Peppel, Eugen
Pöseler, Max
Petermeier, Karl
Pfeifer, Karl
Piruschko, Georg
Pischel, Wilhelm
Plu(h)me, Arthur
Por, Nandor
Prinz-Fürst, Karl
Pritwitz, Maria
Rackwitz Herbert
Rakow, Werner
Ratajcak, Stanislaus
Rawitsch-Tersin, Jakob
Regnat, Josef
Reichelt, Alfred
Reider (Kogrossi), Alexande
Reimers, Alfred
Reise, Friedrich
Reiter, Horst
Reiter, Walter
Remmele, Hermann
Retzlaff, Charlotte
Reuger, Albert
Richter, Bernhard
Richter, Georg
Richters, Heinrich
Rien, Karl
Rigutini, Ernesto
Rindhorn, Herschel
Rindhorn, Horst
Ringmann, Walter
Rinkowski, Kurt
Ripperger, Ewald
Roben, Olga
Rogalla, Hans
Rohde, Alfred
Rombach-Kaspar, Hans
Rosenthal, Leo
Rotzeig, Bronek
Rudolf, Walter
Runge, Paul
Rut(h), Ludwig
Samajt, Walter
Sannek, Otto
Sauer, Fritz
Sauerland, Kurt
Sawanow, Karl-Heinrich
Schaaf, Friedrich
Schäfer, Paul
Schaj, Erwin
Scherer, Stanislaus
Schiemann, Jan
Schiemann, Rudolf
Schiff, Hans
Schilde, Wolfgang
Schilski, Karl
Schimkewitsch, Oskar
Schirmacher, Alfred
Schlenker, Jakob
Schlöffel, Johann
Schlösser, Bruno
Schmelzer, Kurt
Schmidt, Alfred
Schmidtsdorf, Bruno
Schmückle, Karl
Schneidratus, Oswald
Schochel, Rudolf
Scholze, Paul
Schramm, Josef
Schreier, Paul
Schrickel, Arno
Schröder, Georg
Schubert, Hermann
Schüchel, Rudolph
Schulz, Karl
Schulze, Erich
Schulze, Max
Schuster, Karl
Schwadtke, Paul
Schwalbe, Leonid
Schwarzmann, Leo
Seeholzer, Nikolaus
Segner, Alfred
Seligmann, Michael
Senglaub, Rudolf
Setzer, Alfred
Siebenhaar, Konstantin
Silassek, Gottlieb
Silbermann, Kurt
Simon, Jörn
Sommer, Michael
Sorgatz, Alfred
Stange, Adolf
Stange, Franz
Stangl, Johann
Staudinger, Hildebran
Steinbring, Ernst
Steiner, Johann
Steinitz, Wilhelm
Stenzel, Franz
Stölzer, Ernst
Stoll, Otto
Stucke, Friedrich
Stürmer, Karl
Stybor, Wladislaw .
Subkleve, Friedrich
Süßkind, Heinrich
Surke, Richard
Tal, Hilde
Tarnao-Danken, Simon
Taubenberger, Heinz
Taubenberger, Hermann
Tell, Wilhelm
Tempel-Templin, Leon
T(h)iele, Boris
Thomas, Kurt
Tiecke, Anna
Tiecke, Rudolf
Tille-Bernhard, Heinrich
Tobeler, Karl-Pau
Traube, Hartmut
Ulbricht, Richard
Ungar, Hermann
Urban, Friedrich
Vago, Bela
Vasak, Oktav
Vieweg, Max
Vollenbruch, Otto
Vorberger, Karl
Voß, Friedrich
Wahltuch, Serge
Wainer-Wernick, Erik-August
Wald, Paul
Walter, Kurt
Waschack, Oktavio
Watollo, Viktor
Watusch, Albert
Welser, Johann
Weltmann, Abraham
Wenglosch, Alice
Werner, Alfred
Wieser, Hans
Wilde, Harry
Wilke, Otto
Winike, Paul
Winkler, Alfred
Winkler, Willi
Winzenried, Mathias
Wirgien-Starke, Fritz
Wolf, Lothar
Wolff, Reinhard
Wolff, Willi
Wolski-Grojnim, Alexander
Würz, Erich
Wyschkowski, Janina
Zerbe, Oskar
Zint, Otto
Zobel, Walter
Zoschke, Willi
Zündel, Paul
Zunk, Willi.
(zusammengestellt von natalia mussienko und ulla plene)


Ein Kommentar zu „NKWD-Befehl Nr. 00447“