die brüder richard und cherry kearton aus yorkshire waren pioniere der tierfotografie. cherry hatte 1892 das allererste foto eines vogelnests mit eiern aufgenommen (acht jahre später würde richard auch die erste schallplattenaufnahme von vögeln in freier wildbahn machen und 1908 den ersten film, der london aus der luft zeigte). 1895 und 1898 erschienen ihre damals sehr berühmten bücher „british birds’ nests: how, where and when to find and identify them“ und „with nature and a camera“ – die ersten naturgeschichtlichen werke überhaupt, die komplett mit fotos illustriert waren, unter anderen von wildtieren, die sie auf ihren reisen in abgelegene gegenden gemacht hatten, hängend an klippen über dem meer, auf bäumen sitzend oder so:
„wir lagen stundenlang in nasser heide, stapften viele mühselige meilen im dunkeln und verbrachten nächte im freien auf einsamen inseln … wir haben die quälenden insektenstiche ertragen, tagelang gemeinsam auf ein einziges bild gewartet und sind fast ertrunken, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen sinne.“
und sie hatten noch andere probleme. die tiere waren durch die menschliche anwesenheit, das große auge der kameralinse und das klicken des verschlusses so gestört, dass es den beiden fast unmöglich war, natürliche studien zu erhalten und die viecher ganz nah vor die linse zu bekommen. aber die brüder waren auch nicht blöd. das „geräuschtrauma“ versuchten sie zu umgehen, indem sie so oft auf den auslöser drückten, bis die tiere sich daran gewöhnt hatten.
zum anderen kamen sie auf die idee, sich in tarnfarben zu kleiden oder zu „verkleiden“: als heuhaufen, baumstamm, felsbrocken, als schaf oder eben als ochse. der ausgestopfte ochse auf den fotos bestand aus einer realistisch geformten tierhaut über einem gepolsterten rahmen. sein inneres war gerade groß genug für die kamera, die durch ein loch in der seite lugte, und den fotografen, der, während er in dem ochsen steckte, eine qualvoll krumme haltung annehmen und in der unter umständen stundenlang verharren musste.
aber es funktionierte, die tiere ließen sich täuschen. allerdings fiel richard einmal in dem falschen ochsen in ohnmacht (zweites bild), und sein bruder brauchte eine stunde, um ihn aus seinem umgekippten versteck wieder herauszubekommen. (das war 1901 dann auch das ende des erfolgreichen kurzen arbeitsleben des ochsen:)

