Die goldene Adele

die „goldene adele“ gehört zu gustavs klimts berühmtesten gemälden. der rechtsstreit um seine rückgabe an die rechtmäßigen jüdischen besitzer beschäftigte justiz und medien über jahre (wir erinnern uns an „woman in gold“ mit helen mirren in der rolle der adele-nichte maria altmann). wer aber war adele…

adele bloch-bauer 9. august 1881 – 24.1.1925. sie war eines von acht kindern des generaldirektors des wiener bankvereins, moritz bauer und seiner frau jeanette honig. ihre jüngste tochter verheirateten die bauers 1899 mit einem der vier söhne des prager zuckerfabrikanten david bloch und seiner frau maria straschnow. ferdinand, genannt „feri“, der 17 jahre älter war als adele, hatte den betrieb seines vaters da schon zu einem europäischen großunternehmen ausgebaut. das „handbuch der führenden in kultur und wirtschaft” bescheinigte ihm „geniale veranlagung, rastlose ernste arbeit und überaus strenge gewissenhaftigkeit“ und dass er „wissenschaftlichen und künstlerischen bestrebungen reges interesse entgegenbrachte und sie mit reichen mitteln förderte”.

das tat aber auch seine frau. das palais und der salon der beiden in der elisabethstraße 18 in wien war ein begehrter treffpunkt von künstlern, schriftstellern und (vor allem sozialdemokratischen) politikern.

adele war hochgebildet und wissbegierig. als frau war ihr ein studium von der familie zwar verwehrt worden, aber sie las, kettenrauchend, ohne unterlass deutsche, französische und englische klassiker und alles, was ihr in die hände kam. adele freundete sich u.a. mit schnitzler, freud, mahler und den werfels an. ihre zeitgenossen beschrieben sie als elegant, fragil und oft kränkelnd, aber auch als liberal, rebellisch und kunstsinnig. unter anderem weil sie den in traditionellen kreisen verpönten gustav klimt unbeirrt förderte. mit ihrem enthusistischen beistand und ferdinands geld konnte klimt ohne rücksicht auf verkaufserfolge den stil entwickeln, der ihn berühmt machte.

im frühjahr 1903 beauftragte ferdinand bloch den maler, seine junge frau zu malen. es sollte ein geschenk zum hochzeitstag ihrer eltern im oktober sein. doch klimt ließ sich zeit und fertigte über 100 skizzen an, in denen er adeles hand- und kopfhaltungen und ihre kleidung studierte. dann kam die arbeit ins stocken. 

adele hatte kurz nacheinander zwei totgeburten erlittten und ein drittes kind, fritz, starb zwei tage nach der geburt (da weder aus ihrer ehe, noch aus der ihrer schwester, die den bruder ferdinands geheiratet hatte, männliche nachkommen hervorgingen, nahmen beide familien später den doppelnamen bloch-bauer an). 1907 war das kostspielige porträt adeles (für die 4000 kronen hätte man damals auch ein viertel haus bekommen können) dann aber doch endlich fertig. die kritiker waren gepalten. die einen sahen in ihm „mehr blech als bloch“, die anderen wie peter altenberg ein „endgebilde der zartesten romantik der natur, die hände der ausdruck einer anmutigen seele“.

einige kunsthistoriker gehen davon aus, dass adele dem maler auch für seine femme fatale judith I und II (1901 und 1909) modell gestanden hat, ohne das dies damals publik wurde. heute gilt adele bloch-bauer daher als klints muse (es gibt auch gerüchte, dass sie eine erotische beziehung mit ihm hatte, allerdings wird das von fast allen attraktiven frauen im umfeld des womanizers behauptet).

im jahr 1912 – sein stoclet-fries hatte ihn ab 1908 so sehr beansprucht, dass er fünf jahre lang keine porträtaufträge mehr annahm – malte klimt ein zweites bild von adele. damit ist sie die einzige frau, die er zweimal und dies in zwei völlig unterschiedlichen malperioden porträtiert hat (adele II gehört heute einem chinesischen millionär, der sie 2016 von oprah winfrey gekauft hat; adele I ist nach dem gewonnenen rechtsstreit glücklicherweise in serge sabarskys und ronald lauders „neuen galerie“ in new york dauerhaft und für jede/n zu bestaunen).

als gustav klimt 1918 starb, markierte adele bloch-bauer den tag mit einem kreuz in ihrem kalender. und auch ihr blieben nur weitere sieben jahre, bis sie mit 43 jahren einer gehirnhautentzündung erlag. ferdinand heiratete nicht wieder. nach dem „anschluss“ floh er aus wien über prag nach zürich und starb dort 1945 völlig mittellos.

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