Tee-König

Kalonymos Wolf (Ze’ev) Wissotzky, geboren am 8. Juli 1824 in Žagarė bei Kowno (heute Litauen), gestorben am 24. Mai 1904 in Moskau, stammte aus einer orthodoxen jüdischen Familie, war Agronom, Unternehmer und ein Unterstützer jüdischer Intellektueller und der frühen zionistische Bewegung.

Heute noch bekannt ist der Name „Wissotzky“ aber vor allem als Tee-Marke. Denn der Gründer des Unternehmens, hatte sein Geld mit Tee gemacht. Und seine Firma, die bis heute im Familienbesitz ist, beherrscht über drei Viertel des israelischen Teemarktes und verkauft ihren Tee auch in viele andere Länder.

Wissotzky hatte mit 18 Jahren Keyla Zivya Abramson geheiratet, mit Hilfe seiner Schwiegereltern an der renommierten Woloschin-Jeschiwa studiert und mit seiner Frau vier Kinder bekommen. Zusammen mit seinen Schwiegereltern und 18 anderen jüdischen Familien gründete der junge Mann eine landwirtschaftliche Genossenschaft in der Nähe von Dvinsk (heute Daugavpils) in Lettland. Dann ging er ging nach Moskau, verkaufte dort zunächst Tee von Tür zu Tür, gründete 1849 die Wissotzky Tee-Gesellschaft und eröffnete um 1858 sein eigenes Teegeschäft. Statt hebräisch Ze’ev nannte er sich nun Wolf oder Wulf und für seinen russischen Kunden Wassili.  

Wissotzky wurde zu einer prominenten Persönlichkeit der protozionistischen Hovevei-Zion-Bewegung und gehörte zur Führung der 1882 gegründeten Bilu-Bewegung. 1885 schickte ihn die Bewegung, um einen Streit mit den Oberhäuptern des Jischuw über Verwendung von Geldern, die von der jüdischen Diaspora ins Heilige Land geschickt wurden, zu schlichten, in das heutige Israel. Wissotzky bereiset drei Monate das Land, und rief danach die Juden zur Alija auf. 
Wissotzky unterstützte u.a. den Jüdischen Nationalfonds, er finanzierte eine jüdische Schule in Jaffa, Achad Ha’ams hebräischsprachige Monatszeitschrift Ha-Schiloach und wurde zum „Teekönig von Russland“, zum Hoflieferanten des Zaren und Ehrenbürger Moskaus. Das Unternehmen weitete seine Aktivitäten auf Deutschland, Frankreich, die USA und Kanada aus und erwarb Plantagen in Indien und Ceylon (heute Sri Lanka). 

Als Kalonymos Wolf Wissotzky 1904 starb, liefen 35 Prozent des gesamten russischen Teehandels über seine Firma und „Wissotzky“ war der größte Tee-Hersteller der Welt. Achad Ha’am war zum Nachlassverwalter Wissotzkys bestimmt worden und 14 Jahre lang der Chef der Londoner Wissotzky Tee-Gesellschaft, die 1907 gegründet wurde. Er veranlasste, dass ein Teil der eine Million Rubel, die Wissotzky in seinem Testament für wohltätige Zwecke vorgesehen hatte, für den Bau der  Technischen Universität (Technion-Israel Institute of Technology) in Haifa bereitgestellt wurde.

Nach der russischen Revolution von 1917 (zu der Zeit kursierte ein antisemitisches Liedchen „Tee von Wissotzky, Zucker von Brodsky und Russland von Trotzki“) und der Verstaatlichungswelle durch die neue Sowjet-Regierung stellte das Unternehmen nach und nach seine Geschäftstätigkeit in Russland ein und die Familie Wissotzky wanderte in die USA und nach Europa aus und eröffnete Niederlassungen in Italien, Polen und weiteren Ländern. Ein Teil der Familie wurde ermordet, ein Teil war rechtzeitig nach Palästina geflohen, wo die Firma 1936 in Tel Aviv ihren Hauptsitz nahm – und bis heute alle Tee von Wissotzky trinken.

Hinterlasse einen Kommentar