Barcas Geburt

am 29. november 1899 gründet ein schweizer protestant im stock-katholischen spanien einen fußballverein…

hans max gamper aus winterthur, 22 jahre alt, buchhalter, begeisterter radrennfahrer, rugby- und fussballspieler, lebt seit einem jahr in barcelona, als er im oktober 1899 in „los deportes“, der zeitung, für die er nebenbei sportreportagen schreibt, eine anzeige aufgeben lässt: „unser freund und kollege, hr. kans (sic!) kamper (sic!) von der „foot-vall“(sic)-sektion der „sociedad los deportes« und ehemaliger schweizer meister, wünscht in barcelona einige spiele zu organisieren und bittet jeden, der diesen sport mag, ihn zu kontaktieren und dienstag- und freitagsabends von 9 bis 11 uhr in die redaktion zu kommen.“  man kommt. und schon fünf wochen später, heute vor 123 jahren, gründen 35 evangelische fußballfreunde (vor allem ausländer, die in katalanischen klubs nicht spielen durften) im gimnasio solé in der rue montjuïc del carme 5 unter dem vorsitz gampers einen eigenen verein. gamper nennt ihn fc barcelona. man wählt für das vereinswappen elemente aus dem stadtwappen barcelonas und als vereinsfarben blau/rot, möglicherweise nach denen des fc basel, dessen kapitän gamper früher war. die anwesenden ernennen ihn nun auch zum kapitän des neuen klubs und den schweizer walter wild, er ist der älteste in der runde, zum präsidenten.

1901 gewinnt barça den ersten titel, 1902 mit 3:1 das erste spiel gegen real madrid (zwei tore erzielt ein deutscher, udo steinberg). und hans gamper selbst schießt bis 1903 sagenhafte 121 tore in 50 spielen (bis heute vereinsrekord). nach dem ende seiner aktiven spielerlaufbahn kümmert er sich als funktionär um den klub, muss ihn dann aber verlassen, weil die spanische verfassung nur katholiken zulässt.  gamper bleibt evangelisch, heiratet aber eine freiburger katholikin, bekommt mit ihr zwei söhne, lernt katalanisch, nennt sich nun katalanisch „joan“ statt „hans“ und wird immer mehr zu einem verfechter der autonomie. 1908 kehrt er in den verein zurück – und rettet den klub, der seit 1905 keinen titel mehr gewonnen hatte und pleite war. während gampers folgenden fünf amtszeiten als präsident gewinnt barça 6 spanische pokale, 11 katalanische meisterschaften und 4 pyrenäen-pokale. gamper läßt 1909 das erste eigenes stadion bauen, spendiert 1922 noch einmal eine million peseten für den bau eines größeren stadions für 30.000 zuschauer und 1924 hat der klub bereits 12.000 mitglieder…

doch dann, 1925, unter der militärdiktatur miguel primo de riveras, quittieren die katalanischen fans (klubintern wurde längst nur noch katalanisch gesprochen) das abspielen der spanischen nationalhymne vor einem freundschaftsspiel gegen england mit einem gellenden pfeifkonzert und klatschen frenetisch bei der britischen. der örtliche gouverneur meldet den vorfall an den diktator und der lässt das stadion umgehend für ein halbes jahr schließen, joan gamper als präsidenten absetzen und ihn wegen „katalanismus“ des landes verweisen. nach drei monaten darf er zurück, doch nur unter der auflage, von nun an jeglichen kontakt zu seinem verein zu unterlassen.

gamper sieht sein lebenswerk zerstört, verfällt in schwere depressionen, und verliert in der weltwirtschaftskrise 1929 auch noch sein gesamtes vermögen. am 30. juli 1930 erschießt er sich mit 52 jahren in seinem haus in der carrer de girona 4 in barcelona. seinem sarg folgen zig tausend fußballfans, die gamper auch später nicht vergessen. als barça 1955 sein neues stadion nach ihm benennen will, scheitert das vorhaben jedoch an francos widerstand. der will keinen ort, der an einen selbstmörder, ausländer, protestanten, liberalen und verfechter eines unabhängigen kataloniens erinnert und lässt auch die straße, die gamper gewidmet war, wieder umbenennen. das wird später rückgängig gemacht, ein stadion und ein pokal nach joan gamper benannt und ihm symbolisch auf alle ewigkeit die mitgliedsnummer 1 des fc barcelona verliehen.

happy 124th birthday, barça!  (wünscht eine, die sich noch nie im leben ein fußballspiel länger als 5 minuten angesehen hat:)

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