1. dezember 1903: der erste western der filmgeschichte wird uraufgeführt; zu sehen ist hier auch schon der erste westernheld – ein jüdischer…
„the great train robbery“ von edwin s. porter war nur elf minuten lang, aber einer der ersten filme mit mehreren szenen und handlungssträngen und möglicherweise der erste, in dem an verschiedenen orten entstandene aufnahmen zusammenmontiert wurden. obwohl nach heutigen maßstäben primitiv, war porters stummfilm ein durchbruch in der art und weise, wie filme gemacht wurden. er wurde zum kultfilm, allein schon wegen der letzten einstellung, in der der bandenchef in nahaufnahme auf die kamera, also auf den zuschauer, feuert. und er etablierte das genre „western“.
unser jüdischer filmheld, der 23-jährige max henry aronson, war in dem streifen in gleich drei rollen zu sehen – als bandit, als fahrgast, der bei seinem fluchtversuch von den räubern erschossen wird, und als tänzer.
wie er zum film gekommen ist bzw. wie er edwin porter kennenlernte, wissen wir nicht. maxwell wurde als sechstes kind des jüdischen ehepaars henry aronson und esther ash in little rock, arkansas, geboren. seine großeltern väterlicherseits waren aus preußen, die seiner mutter aus russland eingewandert. seit seinem 18. lebensjahr trat er in new yorker varietés und theatern auf, posierte als modell und verkaufte nebenbei zeitungen. bis er 1903 irgendwie auf edwin s. porter traf, der ihn als schauspieler und drehbuchautor engagierte. max aronson änderte seinen namen in gilbert anderson und verabschiedete sich vom judentum (später heiratete er aber wiederum eine russischstämmige jüdin, mollie louise schabbleman, mit der eine tochter, maxine, bekam).
nach dem überwältigenden erfolg „des großen eisenbahnraubs“ wurde aronson-anderson selbst produzent und regisseur und schuf mit der von ihm selbst verkörperten figur „broncho billy“ den ersten star des western-films und vielleicht den ersten (und jüdischen) amerikanischen filmstar überhaupt. er produzierte zwischen 1910 und 1918 fast 150 „broncho“-filme, spielte in allen die hauptrolle und prägte das bild des western-helden im amerikanischen film.
1916 kaufte er das longacre theatre in new york und produzierte daneben eine reihe von kurzfilmen mit stan laurel, darunter 1919 dessen erste arbeit mit oliver hardy: „a lucky dog“. insgesamt führte aronson-anderson bei mindestens 468 stummfilmen regie, zog sich in den 20er-jahren aber immer mehr aus dem filmgeschäft zurück, bis er in die 1950ern nochmal tonfilme produzierte und 1958 einen ehren-oscar als „filmpionier“ erhielt. er starb 1971 mit 90 jahren in kalifornien.
the great train robbery: youtu.be/y3jrB5ANUUY
eine broncho-billy-episode: youtu.be/gvNurX5O6IQ
und noch eine: youtu.be/oecjB_0YM4U






