
der glückselige kleine mit seinen neuen schuhen, erstmals abgedruckt in LIFE magazin, dezember 1946, bildunterschrift: „werfel, ein 6-jähriger österreichischer waisenjunge, strahlt vor unbändiger freude, als er ein neues paar schuhe an sich drückt, das ihm das amerikanische rote kreuz geschenkt hat.“
vermutlich hat ein deutsch-unkundiger redakteur oder setzer „werfel“ für einen vornamen gehalten; how eher. der junge hieß hans werfel; das heim war das waisenhaus „am himmel“ der „schwestern vom armen kinde jesu« in wien-döbling.
das bild des fotografen gerald waller illustrierte einen kurzen artikel mit dem titel „europas kinder. weihnachten bringt freude und traurigkeit“. nach der erklärung des jubels der waisenkinder über die klamotten aus dem rot-kreuz-paket ging der text weiter: „aber für tausende anderer europäischer kinder gab es keinen weihnachtsmann. als kürzlich eine bootsladung illegaler jüdischer einwanderer in haifa, palästina, ankam, wurden zwei polnische kinder (gegenüber) von ihren eltern getrennt. tränen füllten die augen des jungen und seine erbleichte schwester hielt ihn beschützend fest. sie wurden später wieder mit ihren eltern vereint, aber die ganze familie wurde nach zypern verschifft.“*
im september 1951 druckte LIFE das bild mit bezug auf einen leserbrief noch einmal ab und erklärte dazu: „[…] fast fünf jahre lang bewahrte LIFE-leserin mrs. richard henry wehmeyer dieses bild als visuelles lehrbeispiel auf. jedes mal, wenn ich eine kleine beschwerde gehört habe, sagt sie, habe sie ihren freunden von dem kleinen jungen mit den neuen schuhen erzählt, und ihnen den ausschnitt mit dem bild gezeigt […].
für die bebilderung von „jammern auf hohem niveau“ dient „werfel“ heute noch. man findet ihn aber auch auf plattencovern, schuh-werbung und „memes“ aller art, die zt. keinerlei bezug zum ursprünglichen kontext haben. nur, was aus hans geworden ist, hab ich leider nirgendwo gefunden.
*das ganzseitige foto gegenüber „werfel“ stammt von cornelius ryan, der 1946 das büro des daily telegraph in jerusalem leitete. zur identität der kinder habe ich keine seriöse quelle gefunden. in diversen „sozialen medien“ wird behauptet, es handele sich um noemi shadmi und ihren bruder joschka. allerdings kamen die nicht mit ihren eltern aus polen (wie die kinder in der version von LIVE), sondern aus ungarn, ohne eltern, die waren ermordet worden. und auf offiziellen webseiten zu noemi shadmi (geb. spitz, 1931-2019, sie wurde offizierin und trat in yad vashem als zeitzeugin auf), kommt dieses foto auch nirgendwo vor, nur, dass sie (wie über 53.000 andere schon-überlebende) mit ihrem bruder von haifa nach zypern deportiert worden war.

