sammy davis jr. *8.12.1925 – „i’m the only black puertorican one-eyed jewish entertainer in the world…«
…und dazu – wenngleich dürr, klein und nicht eben ein adonis – ein begnadeter tänzer, sänger und schauspieler.
sammy davis jr. – sohn des afroamerikanischen entertainers sammy davis sr., eines baptisten, und der tänzerin elvera sanchez, die nicht, wie er zeitlebens aus furcht vor antikubanischen ressentiments angegeben hatte, puertoricanerin aus san juan war, sondern eine katholische afro-kubanerin aus new york – hatte sein linkes auge 1954 bei einem autounfall in kalifornien verloren. nach diesem unfall, den er nur knapp überlebt hatte, war davis jr. überzeugt davon, dass er dies einem wunder zu verdanken hatte und verbrachte viel zeit damit, über seine existenz nachzudenken. als ihn der entertainer eddie cantor im krankenhaus besuchte und mit ihm über die ähnlichkeiten zwischen jüdischer und schwarzer kultur und dem schicksal beider gruppen gesprochen hatte, war sein interesse geweckt.
sammy d. begann noch im krankenhaus bücher mit jüdischer thematik zu lesen, besonders hatte es ihm ein satz aus paul johnsons „a history of the jews“ angetan: „the jews would not die. three centuries of prophetic teaching had given them an unwavering spirit of resignation and had created in them a will to live which no disaster could crush.“ später lernte er bei max nussbaum, dem rabbiner des reformtempels israel in hollywood talmud-tora und konvertierte 1961 bei harry sherer in las vegas (an jom kippur zu arbeiten hatte er sich schon 1959 bei den dreharbeiten zu „porgy and bess“ geweigert).
sammy davis jr. hatte die kategorien oder definitionen von rasse, religion und ethnischer zugehörigkeit damit gründlich durcheinander und schwarze wie juden auf die palme gebracht. die übertritte von marilyn monroe und liz taylors waren noch beklatscht worden, davis juniors religiöse aufrichtigkeit aber wurde an seiner hautfarbe gemessen. auf seinem jungesellenabschied verkleidete sich ein kollege als seine braut und gab das lied „main jiddische mame“ als bösartiges „my yiddish mau-mau“ zum besten; sammy d. wurde als opportunist, als ausverkäufer „seiner leute“ und als jemand, der unbedingt weiß sein wolle, beschimpft und verspottet. es gab aber auch zuspruch von kollegen und eine art segen von studiomogul sam goldwyn für ihn, der seine entscheidung einer reporterin gegenüber damit begründet hatte, dass er „antworten auf sein leben voller verwirrung(en)“ hatte finden wollen.
davon hatte es reichlich gegeben. davis war mit dem rassismus der weißen amerikaner aufgewachsen. bei seinem militärdienst im zweiten weltkrieg hatten ihm weiße mehrfach die nase gebrochen. der manager von elvis presley verhinderte 1958, dass er zusammen mit ihm in einem stanley-kramer-film vor die kamera kam, weil ein schwarzer presleys platten-verkäufen hätte schaden können. im selben jahr zwangen seine studiobosse sammy d., eine schwarze tänzerin zu heiraten, um die öffentlichkeit davon abzulenken, dass er mit der weißen kim novak liiiert war. als er später die schwedin may britt heiratete (die wie er zum judentum übertrat), waren in 23 anderen us-staaten ehen zwischen farbigen und weißen noch immer verboten.
der übertritt, der ihm vielleicht einige philosophische erkenntnisse, aber vor allem reichlich zores eingebracht hatte, wurde teil seiner ureigenen konstruktion einer schillernden identität, die zu niemandem und zu jedem passen wollte und in der er auf seine weise mit stereotypen jonglierte. legendär die episode, die er immer wieder gern zum besten gab: als er einmal im süden bus fuhr, habe man ihn angeschnauzt, dass schwarze hinten zu sitzen hätten, und auf sein contra „aber ich bin jude“, hätte der busfahrer geantwortet: „dann steigen sie aus!“

